nr. 2179

Grunddaten

Adressat Wolff, Oscar Ludwig Bernhard
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer2179
Schreibdatum1838-6-20
SchreibortBarmen
Empfangsort[Jena]
Incipit
Lieber, verehrter Freund! Womit soll ich mich bei Ihnen entschuldigen? -
StandortDortmund
Institution Stadt- und Landesbibliothek

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
BestandFerdinand Freiligrath
SignaturAtg 2347

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit schwarzer Tinte
Größe22,7 x 27,4
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

Beilagen[Paket mit F. F.'s Band 'Gedichte', 'Rheinisches Odeon', 2. Jg. u. F. F.'s Übersetzungen von Gedichten Victor Hugos]

Regest

F. F. jetzt mit verdüsterter, gedrückter Stimmung in einer fahrig haltlosen Periode seines Lebens, in der er nur über sich selbst nachdenken kann und sonst nichts zustande bringt. Angebot Oscar Ludwig Bernhard Wollfs für eine wissenschaftliche Karriere abgelehnt, da sich F. F. hierfür schon zu alt fühlt und ihm auch die notwendige Ausdauer und Stetigkeit fehlen würden. Er ist jetzt außerdem mehr an dem Leben selber als an der Wissenschaft interessiert. Wenn es seine familiären und finanziellen Verhältnisse erlaubten, würde er sofort eine längere Schiffsreise ins Nord- und weiter ins Mittelmeer antreten, um Stoffe für seine Poesie zu sammeln. F. F. wird mit den Übersetzungen von Victor Hugos 'Orientalen', insbesondere dem Apparat, für eine Ausgabe bei Johann David Sauerländer einfach nicht fertig und wünscht, daß Wolff die Arbeit fortsetzt, wozu er ihm seine bisherigen wenigen Übersetzungen übersendet, da er sich Sauerländer gegenüber in einer ganz fatalen Stellung befindet. F. F.'s Poesie jetzt schon durch diese Übersetzung ganz in der Manier Hugos. F. F. will sich wegen Ignaz Hubs Unzuverlässigkeit und schlechtem Geschäftsgebaren vom 'Rheinischen Odeon' zurückziehen, obwohl er während seiner Mitarbeit viel getan hat, das Niveau des Unternehmens zu heben, z. B. durch die Aufnahme der Gedichte Ernst Moritz Arndts und der jungen Talente Wolfgang Müller (Peter Wilhelm Carl Müller) und Gottfried Kinkel aus Bonn. F. F. findet an seinen 'Memnon-Gesängen' nur die Idee gut, die Ausführung ist zu schwülstig. Übersendung von F. F.'s Band 'Gedichte', für die er aber vernichtende Kritiken erwartet, da es ihm nicht möglich war, ein gleichbleibend hohes Niveau zu halten, wie es das Publikum von seinen Einzelveröffentlichugen gewöhnt ist. Dazu kommt die sehr bunte, disparate Anordung, die Neueres mit Altem einfach mischt. Befürchtung auch, daß er zu viele Übersetzungen aufgenommen habe. Aber F. F.'s Lyrik steht nun einmal ganz unter dem Einfluß englischer und französischer Poesie, wohingegen nur wenige Anklänge an deutsche Lyrik, am ehesten noch an Ludwig Uhland oder Adelbert von Chamisso zu finden sind. F. F. sieht sich selbst in seiner Kunst eher als Maler denn als Dichter. Er fühlt zwar das Wahre, kann es aber wohl in seiner Dichtung nicht auf den Begriff bringen. Guter Vergleich von Karl Immermann, F. F.'s Poesie sei wie eine schöne, üppige Jungfrau, die schläft. Erkundigung nach einem Zwist zwischen Wolff und Eduard Duller. F. F. sieht sich als 'faul, hypochondrisch, unbescheiden, geschwätzig, zudringlich', aber immer 'treu und aufrichtig'.

Bemerkungen

?