Projekt

Grundlagen und Ziele

Das Repertorium der Briefe Ferdinand Freiligraths (1810-1876) beinhaltet eine Aufbereitung sämtlichen überlieferten (veröffentlichten und unveröffentlichten) Korrespondenzmaterials des Dichters sowie aller nicht mehr überlieferten, aber erschließbaren diesbezüglichen Dokumente. Neben den Briefen wurden auch alle briefähnlichen Zeugnisse, wie Karten, Telegramme, Widmungsschreiben, Visitenkarten, Entwürfe u. ä., berücksichtigt.
Ziel dieses Projektes war es, zum ersten Mal eine systematische Erfassung des Briefwerks Freiligraths nach archivalisch-bibliographischen Grundsätzen vorzunehmen sowie durch eine inhaltliche Aufschlüsselung zu ergänzen und damit für die wissenschaftliche Praxis möglichst effizient nutzbar zu machen. Das Repertorium versteht sich somit in seiner Beschreibung aller wichtigen Parameter und Bezugsgrößen der Textzeugen (wie Schreib- und Adressatenkennung, Standort, Drucke und Druckvergleich, Umfang, Papierbeschreibung und -erhaltung etc.) sowohl als unverzichtbare editorische Vorleistung für eine nach wie vor fehlende Gesamtausgabe der Briefe als auch vor allem durch die Regestenerschließung der Briefinhalte als ein wichtiges Hilfsinstrument für die literaturgeschichtliche Forschung im weitesten Sinne.
Mit der hier gewählten Präsentationsform des offenen Systems einer Online-Datenbank soll nicht nur ein von überall möglicher und schneller, gezielt-selektiver Zugriff auch auf gewünschte Detailinformationen unterschiedlicher Art gewährleistet, sondern auch der Notwendigkeit permanenter Ergänzung und Vervollständigung des Datenmaterials Rechnung getragen werden.


Ergebnisse

Die Erarbeitung des Repertoriums der Briefe Freiligraths wurde von Dr. Volker Giel im Verantwortungsbereich des Lehrstuhls „Neuere deutsche Literaturgeschichte“ von Prof. Dr. Helmut Richter an der Universität Leipzig als ein Drittmittelprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Zeitraum zwischen Juli 1998 und Dezember 2000 realisiert.
Die Aufnahme und Aufbereitung des Datenmaterials erfolgte in der Regel durch Direktautopsie der Autographen an ihrem Standort. Aus Kosten- und Effektivitätsgründen wurde bei Klein- und Splitterbeständen oder schwer erreichbaren Auslandsstandorten auch auf Kopien zurückgegriffen. Der so zusammengeführte Materialgrundstock wurde ergänzt durch den Aufweis und Vergleich mit den vorhandenen Drucken der Briefe, den Angaben in den wichtigsten Auktionskatalogen und der Erschließung nicht erhaltener bzw. verschollener Korrespondenzen.

Insgesamt konnten so noch rund 5350 Briefzeugnisse Freiligraths nachgewiesen werden. Die tatsächliche Zahl der von Freiligrath geschriebenen Briefe dürfte aber nach sich aus der Arbeit ergebenden Schätzungen sogar bis an das Doppelte reichen. Diese These wird auch von der Tatsache gestützt, daß in jedem Jahrgang der Autographenkataloge der Auktionshändler neue, zum Teil noch gänzlich unbekannte Briefe Freiligraths angeboten werden. Von nahezu 3700 Briefen bzw. briefähnlichen Dokumenten konnte der Aufweis über das Original oder eine andere Art der Überlieferung, wie Kopien, Abschriften, Typoskripte oder Drucke geführt werden. Mehr als 2300 davon sind bisher noch unveröffentlicht. Rund 1660 Aufnahmen sind erschlossen worden.

Die Originale bzw. Abschriften und Kopien sind auf 70 Einzelstandorte in Bibliotheken, Archiven und Privatnachlässen des In- und Auslandes verteilt und reichen von Rußland, Estland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, England und den USA bis zu den unterschiedlichsten Sammelpunkten im gesamten Bundesgebiet von Hamburg, Lübeck und Hannover bis München, Marbach und Stuttgart sowie von Berlin, Leipzig und Weimar bis Dortmund, Köln und Düsseldorf (Siehe Verzeichnis der Standorte). Die größten Bestände befinden sich im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar mit über 800, in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund mit über 700, der Lippischen Landesbibliothek Detmold mit über 300, dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach mit knapp 300 sowie dem Instituut vor Sociale Geschiedenis Amsterdam mit knapp 200 Einzelstücken. Wichtige Teilnachlässe mit einem Kontingent von mehreren Dutzend Briefautographen werden im Russischen Zentrum zur Aufbewahrung und zum Studium von Dokumenten der neuesten Geschichte in Moskau, der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Landesbibliothek Koblenz, dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, der Universitätsbibliothek Münster, dem Historischen Archiv der Stadt Köln, der Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt sowie den Stadtarchiven von Soest und Stuttgart verwahrt. Von den ausländischen Standorten besitzen noch die Bestände aus der Historical Society in Philadelphia, den Bibliotheken der University of Michigan in Ann Arbor, der Harvard University in Cambridge, der Universität in Basel und der Nationalbibliothek in Wien größere Bedeutung.

Die Briefe Freiligraths sind bisher nur bruchstückhaft und weit verstreut veröffentlicht. Für das Repertorium wurden 175 Werke mit Teildrucken von Briefen und Briefwechseln in unterschiedlicher Form, so in Brief- und Werkausgaben, in Zeitungen und Zeitschriften, in Dissertationen, Memoiren und in Einzelveröffentlichungen, ermittelt und durch den Vergleich mit den Originalen bzw. bei Mehrfachdrucken auch untereinander auf ihren editorischen und informatorischen Wert bemessen. Das Gros dieser Veröffentlichungen, das heute zum Teil nur noch schwer zugänglich ist, vermag dabei kaum moderne textkritische Standards zu erfüllen, bietet meist nur Auszüge oder fragmentarische Abdrucke und ist in der Textwiedergabe häufig ungenau. Das trifft auch auf die Briefmonographie Wilhelm Buchners „Ferdinand Freiligrath. Ein Dichterleben in Briefen“ (Lahr 1882) zu, die noch immer als Standardausgabe mit im gewissen Sinne Platzhalterfunktion für das Gesamtbriefwerk Freiligraths fungiert, obwohl sie mit 623 dargebotenen (meist gekürzten) Briefdokumenten gerade etwa 20 % des Gesamtbriefkorpus bietet. Als vollständig und textkritisch zuverlässig erweisen sich lediglich die Editionen von Alfred Bergmann, „Ferdinand Freiligraths Briefwechsel mit der Familie Clostermeier“ (Detmold 1953), von Manfred Häckel, „Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels“ (2 Bde., Berlin 1968) sowie von Gerhard Friesen, „Trotz alledem und alledem. Ferdinand Freiligraths Briefe an Karl Heinzen 1845 bis 1848“ (Bielefeld 1998). Hervorzuheben sind ferner die Veröffentlichungen einzelner Teilnachlässe, die aber oft lückenhaft sind und deren Texte nur als bedingt zuverlässig gelten können. Dazu gehören die Beiträge aus der Familienkorrespondenz (Freiligrath, Gisberte 1889; Wiens 1910) sowie die Briefwechsel mit Georg Seidensticker (Seidensticker (1897), Julius Rodenberg (Rodenberg 1899), Heinrich Hoffmann von Fallersleben (Gerstenberg 1906), Wilhelm Ganzhorn (Souchay 1907), Levin Schücking (Schücking 1910), Karl Simrock (Ottendorff 1911), Henry Wadsworth Longfellow (Hatfield 1933), Franz Dingelstedt (Schoof 1940), Karl Heuberger (Drews 1948), Johann Peter Eckermann/Friedrich von Müller (Schoof 1954), Wolfgang Müller von Königswinter (Luchtenberg 1959) und Ludwig Merckel (Bergmann 1962). (Siehe Verzeichnis der Siglen)

Aus dem Repertorium geht ferner hervor, daß Freiligrath mit über 800 Personen bzw. Institutionen in brieflichem Kontakt stand. Abgesehen von einigen Kleinformen, wie Gruß-, Glückwunsch- oder Widmungsschreiben und Bestellungen, Mahnungen oder Abrechnungen, reicht das Spektrum dabei vom Erzähl- und Bekenntnisbrief bis hin zum Disputationsforum der Literatur- und Zeitauseinandersetzung. Diese Briefe können oft sogar eine Länge von bis zu 20 Seiten einnehmen. Literarische Fragen besprach Freiligrath u. a. mit solch bedeutenden Zeitgrößen wie Ludwig Uhland, Adelbert von Chamisso, Gustav Schwab, Karl Immermann, Emanuel Geibel, Berthold Auerbach, Franz Dingelstedt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Adolph Glaßbrenner, Moritz Hartmann, Gottfried Keller, Friedrich Hebbel und Henry Wadsworth Longfellow, um nur die bekanntesten zu nennen. Von nicht minder großer Bedeutung sind seine umfänglichen Verlegerbeziehungen und Herausgeberkontakte, v. a. zu Georg und Karl von Cotta und Joseph DuMont, aber auch zu Johann David Sauerländer, Wilhelm Langewiesche, Julius Campe, Heinrich Brockhaus, Nicolaus Trübner, Bernhard von Tauchnitz, Eduard Hallberger, Ferdinand Weibert, Gustav Pfizer, Eduard Duller, Paul Lindau oder Julius Rodenberg. In politischer Hinsicht herausragend sind seine Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels. Aber auch andere Weggefährten aus Freiligraths Sturm-und-Drang-Zeit in der politischen Bewegung, wie Karl Heinzen, Arnold Ruge, Ferdinand Lassalle, Wilhelm Liebknecht, Jacob Schabelitz, Wilhelm Wolff oder Heinrich Zulauff haben hier ihre Spuren hinterlassen. Den substantiellen Kern seines Briefwechsels bilden wohl aber die Korrespondenzen mit engen Bekannten und Freunden, die teilweise Jahrzehnte andauern konnten, so z. B. die Kontakte zu den Dichterkollegen und Literaten Adelheid von Stolterfoth, Levin Schücking, Gottfried Kinkel, Karl Simrock, Christian Matzerath, Wolfgang Müller von Königswinter, Wilhelm Ganzhorn, Karl Elze oder Oscar Bernhard Ludwig Wolff und die Freundschaftsbünde mit Ludwig Merckel, Theodor Eichmann, August Boelling, Karl Buchner, Karl Heuberger, Ludwig Elbers oder Karl Weerth. Arrondiert wird das Ganze durch die Familenkorrespondenz Freiligraths, die zwar nur in Rudimenten, d. h. in größeren Beständen und Zusammenhängen lediglich mit der Stiefmutter, Klara Wilhelmine Freiligrath und den Schwestern Karoline und Gisbertine sowie der Tochter Katharine Freiligrath-Kroeker, überliefert ist, die aber einen besonders guten Einblick in die Privatsphäre und die seelische Befindlichkeit der Persönlichkeit Freiligraths erlaubt.


Die Datenbank

Zugang zu der Datenbank erlangt man im Grundsatz über die Seite Suche, von wo aus der Zugang zu den Einzeldokumenten über den Adressaten, das Schreibdatum oder eine Volltextrecherche möglich ist. Jeder Brief ist einzeln verzeichnet. Erschlossene Dokumente bzw. erschlossenen Einzelangaben (zur Person, dem Datum etc.) sind durch eckige Klammern [ ] gekennzeichnet. Die Angaben zum jeweiligen Dokument gliedern sich in einen Grunddatensatz, einen Art- und Formdatensatz und die Kategorie Bemerkungen.

Grunddatensatz

  • Dokumententyp (Brief, Karte, Entwurf etc.)
  • Adressat (Name/Bezeichnung)
  • Schreibdatum
  • Schreibort
  • Datumstempel (Datum des Postversandes)
  • Ortsstempel (Ort des Postversandes)
  • Empfangsdatum
  • Empfangsort
  • Incipit (Zitat des Anfangs des Briefes bis zum Ende des ersten Satzes)
  • Standort (Ort der Aufbewahrung der Originalhandschrift/Abschrift/Kopie)
  • Institution (Aufbewahrende Institution)
  • Letzter Nachweis (Hinweis auf die letzte Erwähnung des Standortes eines im Original heute nicht mehr nachweisbaren Dokuments)
  • Drucke (Verzeichnis der Drucke des Dokuments in Siglenform, vgl. dazu Verzeichnis der Siglen)

Art- und Formuntersatz

  • Dokumentenform (Originalhandschrift, Abschrift, Kopie)
  • Vollständigkeit (Angaben zur Vollständigkeit der Überlieferung im Vergleich)
  • Überlieferungsform (Handschrift, Abschrift, Kopie, Edition)
  • Bestand (Bezeichnung des Bestandes bzw. der Sammlung in der aufbewahrenden Institution, aus der das Dokument stammt)
  • Signatur (Archivalisches Kennungszeichen in der aufbewahrenden Institution)
  • Zeugenbeschreibung
    • Umfang (Angaben zum Gesamtumfang des Dokuments und des tatsächlichen Schreibumfangs in Blättern und Seiten plus Briefumschlag mit genauer Adressenangabe, Zahl der Poststempel und Siegel)
    • Größe (Größe des Papiers (Seitenformat) in cm)
    • Papiersorte (Papierbeschreibung nach Farbe, Stärke, Art und Beschaffenheit, Aufdrucken, Wasserzeichen, Prägezeichen)
    • Erhaltung (Angaben zum Erhaltungszustand und zu Textverlusten)
  • Ergänzungskommentar
    • Beilagen (Zu dem Dokument gehörende Gegenstände oder Texte)
    • Beischluß (Beigefügter Brief)
    • Beischluß zu (Brief ist einem anderen Dokument beigefügt)
    • Unsicheres Dokument (Angaben dazu, wenn die Identität als Briefdokument nicht eindeutig zu klären ist)
  • Regest (Inhaltlicher Aufschluß des Dokuments)

Bemerkungen

(Erläuternde bzw. ergänzende Angaben zum Dokument bzw. zu Merkmalen, die in den anderen Datenparametern nicht erfaßt wurden)


Allgemeine Zeichen und Abkürzungen

[ ]erschlossenen 
< >Textverderbnis bzw. eindeutige Entzifferung war nicht möglich 
( )Erläuternde Angaben; bei der Verwendung im Incipit Kennzeichnung für 
den ersten überlieferten Satz, der aber nicht dem tatsächlichen Briefanfang
entspricht (Überlieferungslücke) 
Auslassung
Abs.Absatz
Abschr.Abschrift
Bl.(er)Blatt (Blätter)
Hs.Handschrift
vOriginalhandschrift
S(n).Seite(n)
beschr.beschrieben 
eigh. eigenhändig
(ab)geschn. (ab)geschnitten