nr. 2450

Grunddaten

Adressat [Ebner, Hermann Friedrich Georg] (?)
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer2450
Schreibdatum1846-7-3
SchreibortZürich
Empfangsort[Frankfurt/M.]
Incipit
Zürich, 3. Juli 1846. Teuerster Freund und Gevatter, Ich hätte Dir Deinen letzten lieben Brief schon längst beantwortet, aber als er ankam, war ich noch tief erschüttert von dem plötzlichen Tode meines einzigen Bruders.
StandortWien
Institution Österreichisches Staatsarchiv
Drucke(1) Glossy II (1912), S. 263f.; (2) Adler II (1981), S. 140-142

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs. vollst.; Drucke: (1) unvollst. (Briefanfang: Orts- u. Datumsangabe, Anrede u. Abs. 1, 1.-3. Satz fehlen; Abs. 2 fehlt; Abs. 3, 1. u. 7. Satz fehlen; Briefschluß: Abs. 4-7 u. Schlußformel fehlen); (2) unvollst. (Abs. 3, 1. Wort u. zweifache Widerholung
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandHHStA, StK...MZP, Korresp. 1846, VII-XII
SignaturKart. 19, Nr. 956, Bl. 73-76

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe13,5 x 20,9
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt-pergamenten; S. 1 u. 5 links oben mit Papierprägezeichen: wappenartig, gerahmte Initialien: I F
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

Beischluss zuAbschrift eines Konfidentenbriefes von Hermann Friedrich Georg Ebner v. 12.07.1846 aus Frankfurt/M.

Regest

Mitteilung, daß F. F. in der nächsten Woche nach London übersiedelt, wo er eine Anstellung in einem angesehenen Handelshaus angenommen hat. F. F. trägt sich schon seit seinem Entschluß, die Dichterpension des preußischen Königs zurückzugeben, mit diesem Gedanken. Als Gründe dafür führt F. F. an, daß er bei dem Anwachsen seiner Familie nicht länger auf die unsicheren Honorare seiner literarischen Arbeiten angewiesen sein will, obwohl er gerade seit 1844 mit drei neuen Auflagen seines Bandes 'Gedichte', mit dem 'Glaubensbekenntniß', Übersetzungen aus dem Englischen und einigen weiteren Kleinigkeiten, die zum Teil noch erscheinen werden, recht gut verdient hat. Die Gunst des Publikums, mögliche Verbote und andere Unwägbarkeiten bleiben diesbezüglich ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Außerdem schadet es der Poesie, wenn sie zur Magd der Bedürfnisse gemacht wird. F. F. wird also wieder eine gesicherte Existenzbasis mit einem Brotberuf haben, der ihn vor den Launen eines Schriftsteller- und Flüchtlingsgeschicks schützen wird. Da er täglich nur sechs bis sieben Stunden zu arbeiten haben wird, bleibt immer noch genug Raum zum Studium und vor allem für die Poesie. Er kann seine Honorare dann zur Abtragung seiner jetzt allerdings nur noch kleinen Restschulden verwenden und den Überschuß für seine Kinder zurücklegen. F. F. will nicht einfach in den Tag hineinleben und vielleicht noch abhängig von der Gunst und den Almosen eines liberalen Publikums sein, sondern sich vielmehr seine Unabhängigkeit weiter bewahren. Das Talent soll eben immer auch mit dem Charakter Hand in Hand gehen. Franz Dingelstedt ist ihm in dieser Hinsicht ein warnendes Beispiel. Für Hermann Ebners neue Zeitschrift kann F. F. unter den gegebenen Umständen leider nichts liefern, da das einzige neuere Gedicht, das vielleicht nicht zensurwidrig ist, 'Requiscat!' schon für das von Karl Ferdinand Dräxler-Manfred im Verlag von Johann David herausgegebene 'Rheinische Taschenbuch auf das Jahr 1847' versprochen ist. Übrigens ist das Gedicht durch Mary Howitt in englischer Übersetzung bereits vor seiner deutschen Erstveröffentlichung im Londoner 'Athenaeum' gedruckt und von der 'Augsburger Allgemeinen Zeitung' sehr gelobt worden. F. F. will sich in näherer Zukunft überhaupt von festen poetischen Engagements fern halten und statt dessen frei dichten ohne Rücksichten auf Verleger und Veröffentlichungen. F. F. will ein kleine Restschuld bei Carl Jügel in bälde von London aus tilgen, obwohl Jügel ihn schon gemahnt hat. F. F. würde sich über eine Würdigung seiner Übersetzungsleistungen (Victor Hugo 'Lyrische Gedichte', 'Englische Gedichteaus neuerer Zeit') durch Wilhelm Heinrich Riehl im 'Frankfurter Conversations-Blatt' freuen. In dem in kürze in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung erscheinenden Band mit Übersetzungen der neueren englischen Lyrik findet sich naturgemäß auch viel Sentimentales und Religiöses, aber keine durchgreifende politische Tendenz. F. F. moniert, daß in dem jüngstem guten Aufsatz von Riehl 'Die deutschen Poeten nach den deutschen Gauen' Georg Herwegh keine Berücksichtigung gefunden hat. F. F.'s Frau und seier Tochter geht es gut. Grüße auch an Ebners Familie und die Frankfurter Freunde, besonders Riehl und Otto Müller. Neue Nachrichen dann erst wieder aus London.

Bemerkungen

Innerhalb eines Berichts von Engelshofen v. 16.07.1846 aus Mainz