nr. 4712

Grunddaten

Adressat Boelling, Friedrich August
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer4712
Schreibdatum1875-3-6
SchreibortCannstatt
Empfangsort[Barmen]
Incipit
Cannstatt, 6. März 1875. Lieber August, Auch ich habe diesmal etwas lange mit der Antwort auf mich warten lassen, u. bitte Dich, mir meine Saumseligkeit mit oft geübter Nachsicht freundlich vergeben zu wollen.
StandortUnkel
Institution Bernhard Gelderblom (Privatbesitz)

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
Signatur1.57

Zeugenbeschreibung

Umfang3 Bl., gef., 12 Sn., 11 Sn. beschr. mit grauer Tinte
Größe13,8 x 21,7
Papiersorteweiß-grau, fein-glatt; enge Linienprägung (1 mm)
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

Beilagen[Verschiedene gedruckte Beilagen, unter anderem F. F.'s Gedichtübersetzung 'Bells of Shandon']

Regest

Freundschaftsbeteuerung und Erwiderung der Neujahrswünsche August Boellings verbunden mit Genesungswünschen an ihn. Gottesbekenntnis F. F.'s trotz aller modernen Naturwissenschaften und Philosophie. Mitteilung über die Geburt von F. F.'s drittem Enkelkind, einem Mädchen, am 14. Januar durch seine Tochter Louise Freiligrath-Wiens. F. F.'s Schwiedertochter, Maria Eastman-Freiligrath, hingegen verträgt das extrem schwankende Klima in Minnesota nicht und ist nach ihrer Frühgeburt im letzten September ernsthaft erkrankt. Im Mai oder Juni wird sie deshalb zur Erholung nach Europa kommen, hier zuerst ihre Eltern in London besuchen und dann im Herbst zu den Freiligraths nach Cannstatt reisen. Ihr Ehemann, Wolfgang Freiligrath, will dann im Winter wieder zu ihr stoßen, um gemeinsam die weitere Zukunft zu planen. Wolfgang hat übrigens pünktlich seine erste Zinsrate auf das von F. F. gewährte Darlehen zu Jahresbeginn gezahlt. F. F. lobt seinen Sohn als sehr tüchtig und sterbsam. F. F. hat volles Vertrauen in ihn. F. F.'s Tochter, Katharine Freiligrath-Kroeker, geht es gut, ebenso wie seinem Sohn, Percy Freiligrath, der letzten Oktober bis Weihnachtetn wieder eine große Geschäftsreise nach St. Petersburg hatte. Vor allem seit dem Tod ihres Sohnes, Otto Freiligrath, geht es F. F. und seiner Frau nur noch leidlich gut. Das Alter bricht sich sowohl körperlich als auch mental immer stärker Bahn, was man aber ohne Klagen zu tragen versucht. F. F.'s Kinder wünschen sich für den Sommer einen erneuten Aufenthalt der Eltern in England, aber F. F. zögert noch, da er eigentlich viel Arbeit vor sich hat. F. F. bestätigt Boellings letzten Bericht zu seiner Vermögensverwaltung und gewährt ihm freie Hand für weitere finanzielle Transaktionen mit seinem Vermögen. F. F. weist darauf hin, daß er seit einem Dreivierteljahr keine Vorschußrimessen oder andere Geldzahlungen mehr von Boelling erbeten hat, da er durch die Zinsrate von Wolfgang und einige literarische Einnahmen in der Lage war, finanziell auch so auszukommen. Nun aber, da einige literarische Honorare sich wider Erwarten verzögern, muß er Boelling erneut um die Auszahlung von 500,- Talern bitten. F. F. hofft aber, daß dies die einzige Zahlung in diesem Jahr bleiben wird. Mitteilung über den Tod des gemeinsamen Bekannten aus Barmer Tagen, Hermann Püttmann, der zu F. F.'s Barmer Zeit auch Mitglied im Freiligrath-Kränzchen gewesen ist und nun hochbetagt zu letzten Weihnachten in Melbourne/Australien verstorben ist, wie ein Sohn Püttmanns F. F. mitgeteilt hat. Übersendung von allerlei Gedrucktem.

Bemerkungen

S. 12 am oberen Rand rechts von fremder Hand mit brauner Tinte Vermerk: 1875 Cannstatt 6 März F Freiligrath R 10