nr. 5111

Grunddaten

Adressat Boelling, Friedrich August
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer5111
Schreibdatum1845-2-18
SchreibortBrüssel
Empfangsort[Barmen]
Incipit
Brüssel (Rue du Pachéco, No 35.) 18. Febr. 1845 - Wie oft, seit ich in Brüssel bin, hab' ich unseren letzten freundlichen Begegnungen gedacht, theurer August, u(nd). wie oft hab' ich mich dabei meines Versprechens erinnert, Dir einmal von hier aus Nachricht zu geben. ...
StandortDetmold
Institution Lippische Landesbibliothek

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
BestandFreilgrath-Sammlung
SignaturFrS 557

Zeugenbeschreibung

Umfang1 Bl., gef., 4 beschr. S., braune Tinte
Größe13,2 x 20,3
Papiersortecremefarben (beige), fein-glatt-pergamenten
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

Beilagenkeine

Regest

Entschuldigung F. F.'s, daß er sein Versprechen von ihrer letzten Begegnung im September 1844, August Boelling von Brüssel aus zu informieren, so lange nicht realisiert hat. Nach dem Erscheinen seines Bandes 'Ein Glaubensbekenntniß', von dem F. F. Boelling ja schon Teile vorgestellt hatte, sind die Reaktionäre sehr über ihn hergefallen und haben versucht, ihn zu verleumden, mit allem Möglichen zu verdächtigen oder lächerlich zu machen. An dem Gerücht aber, F. F. hätte einen taktlosen Brief an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen geschrieben, ist nichts dran. Alle Diskreditierungsversuche haben aber nichts genutzt. Die Startauflage des Bandes von 8000 Exemplaren war rasch vergriffen und das Buch hat im Volk guten Anklang gefunden, wie es sich F. F. auch gewünscht hat. F. F. ist mit dem Ergebnissen nach der Veröffentlichung des Bandes sehr zufrieden und vor allem damit, daß er sich nun in der Öffentlichkeit einen entschiedenen und unzweideutigen Standpunkt erarbeitet hat. Er hat viele zustimmende Briefe erhalten. In der englischen und französischen Presse ist das Buch überwiegend positiv aufgenommen worden und man hat sogar einige Gedichte davon übersetzt. Die beste, weil vernünftigste Kritik ist freilich in Nr. 97 (1844) der New Yorker 'Deutschen Schnellpost' erschienen, eines freisinnigen und wichtigen Blattes, das die Deutschen in Amerika mit Nachrichten aus der Heimat versorgt. F. F. wünscht sich auch Nachrichten von der Aufnahme des Bandes in Barmen und Umgebung. Nach Deutschland kann F. F. nun freilich nicht mehr zurück, da ein preußischer Haftbefehl gegen ihn vorliegt, dem wohl die meisten deutschen Länder in ihrer Abhängigkeit von der Großmacht auch nachgeben würden. Außerdem möchte F. F. auch gar nicht zurück, da er auch weiterhin politische Gedichte schreiben will, die ihn nur in neue Schwierigkeiten bringen würden. Er richtet sich deshalb auf ein längeres Exil ein. Da ihm aber Belgien nicht behagt, wird er schon im nächsten Monat in die Schweiz gehen. F. F. freut sich auf das schöne Land und erhofft sich von dem Aufenthalt dort auch Befruchtungen für seine Poesie. Die Freiligraths wollen die ländliche Zurückgezogenheit in einem trauten Heim dort wiederfinden. Briefe nach dem 8. März solle Boelling wegen F. F.'s Umsiedlung dann an seinen Verleger Victor von Zabern nach Mainz schicken.