nr. 777

Grunddaten

Adressat Uhland, Ludwig
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer777
Schreibdatum1835-7-18
SchreibortAmsterdam
EmpfangsortTübingen
Incipit
Wohlgeborner Herr, Hochgeehrter Herr Doctor! Indem ich es unternehme, Ihnen mit wenigen Worten Rechenschaft abzulegen über die Ausführung Ihres mir über Alles schätzbaren kleinen Auftrages, kann ich mich kaum des Gedankens erwehren, als sei ich in einem Traume befangen.
StandortTübingen + Marbach
Institution Universitätsbibliothek + Deutsches Literaturarchiv
Drucke(1) Blümml (1909), S. 212f.; Hartmann (1914/16), S. 42f.

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.(geteilte Verwahrung an 2 Standorten); Drucke: (1) unvollst. (Nur Briefanfang: Anrede u. Abs. 1-7; (2) unvollst. (Nur Auszüge: Abs. 1, 1. Satz, 2. Teilsatz, 11.-19. Wort; Abs. 2, 1. Satz u. 3.-4. Satz in tlw. zitierter Regestenform; Abs. 3-10
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandHollandscher Band + Nachlaß Uhland
SignaturMd 525, Nr. 10 + A: Uhland; 46884

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn., 5 1/2 Sn. beschr. mit brauner Tinte; S. 8 mit Adresse
Größe22,0 x 26,5
Papiersorteweiß-grau; grob-schwer
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

BeilagenLippisches Volkslied 'Das Lied vom Falkenstein'
Beischluss zu[Brief von F. F. an Gustav Schwab v. 16.+18.07.1835]

Regest

Dankbarkeit F. F.'s für den Auftrag Ludwig Uhlands, für diesen in Holland zwecks einer Anthologie nach Volksliedern zu suchen. Es ist eine große Ehre für F. F., etwas für den von ihm so verehrten Dichter, der auch seine poetische Entwicklung stark beeinflußt hat, tun zu können. Seine Ergebnisse wird er über Gustav Schwab Uhland zukommen lassen. Da nicht alles, was F. F. hier an entsprechenden Büchern bereits gefunden hat und noch finden wird, den Ansprüchen Uhlands genügen wird, bittet er ihn, alles ohne Umschweife einfach an F. F. zurückzuschicken, was er nicht benötigt, zumal F. F. sich die meisten Bücher erst einmal leihweise von den Buchhändlern geben läßt. Da F. F. in der bisherigen Kürze der Zeit nicht viel mehr zu seinen Funden zu sagen weiß, als man schon in den bekannten Ausgaben finden wird, unterläßt er es, gegen seine ursprüngliche Absicht hier schon nähere Kommentare zu den Liedern sowie beabsichtigte Übersetzungen mitzuliefern. Er beschränkt sich statt dessen nur auf einige flüchtige Bemerkungen zu dem Material. Hinweis auf das politische Lied 'Wilhelmus van Nassouwen' und seine Varianten, das aus der Zeit des Abfalls der Niederlande aus der spanischen Fremdherrschaft stammt, als Marseillaise der Geusen gilt und heute noch im Volke gesungen wird. Das Beste der älteren, nichtpolitischen Volkspoesie, die allerdings nicht sehr umfangreich ist, findet man in den sogenannten 'Blaauwe boekjes', die schon von J. C. W. Le Jeune (1828) und Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1833) in ihren Sammlungen repräsentiert und von Ludolph Wienbarg (1833) teilweise übersetzt worden sind. F. F. will aber trotzdem versuchen, sie für Uhland wieder zu besorgen. Alle weiteren Sammlungen nach dem grundlegenden Werk von Le Jeune bieten kaum Neues oder einfach nur Hinzugedichtetes, so daß F. F. nur zwei einzelne Beispielwerke dieser Machart zur Kenntnisnahme mit übersenden wird. Allerdings findet sich in einem davon eine bei Le Jeune so nicht enthaltene Version des interessanten Trinkliedes 'Viva le bon Prins Hendrik' und in dem anderen einige ebenfalls bei Le Jeune nicht enthaltene, aber noch heute hier viel gesungene Gassenhauer. Außerdem Hinweis darauf, daß das aus der spanischen Besatzungszeit in Holland stammende Lied 'Het ging een Patertje', das bei Le Jeune verzeichnet ist, auch viel bei Kinderspielen in der Grafschaft Mark, in Soest, gesungen wurde. Auch das schon etwa um 1400 entstandene Volkslied, 'Ik sag minen heren van Falkensteen To siner borg op rieden', das F. F. beilegt, ist aus Berlebeck bei der Ruine Falkenstein bekannt und schon vom Detmolder Archivrat Christian Gottlieb Clostermeier in den 'Kleinen Beiträgen zur Kenntniß des Fürstenthums Lippe' mitgeteilt worden. Einzelne Wendungen daraus meint F. F. auch schon in anderen älteren Liedern begegnet zu sein, ohne daß er jetzt freilich sagen könnte, in welchen. F. F. bittet Uhland trotz aller offenkundigen Unzulänglichkeiten, seinen geringen Mitteilungen den guten Willen nicht absprechen zu wollen.