nr. 1087

Grunddaten

Adressat Freiligrath, Klara Wilhelmine
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer1087
Schreibdatum1842-12-15
SchreibortSt. Goar
Empfangsort[Soest]
Incipit
St. Goar, 15 Dez. 1842. Liebe, theure Mutter! Dein liebevoller, gütiger Brief hat mich in innerster Seele erschüttert - schmerzlich und freudig, wie er es in unserer eigenthümlichen Lage wohl nicht anders konnte.
StandortWeimar
Institution Goethe- und Schiller-Archiv
Drucke(1) Freiligrath, Gisberte (1889), S. 138-142; (2) Heichen I (1907), S. 95-97

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Drucke: (1) unvollst. (Abs. 2, 3. Satz, 51. u. 52. Wort fehlen; Abs. 4-6 fehlen; (2) unvollst. (siehe (1) u. zusätzlich fehlt Ortsangabe)
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFerdinand Freiligrath
Signatur17/V, 3a, 1

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit schwarzer Tinte
Größe13,8 x 22,8
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt; S. 1 u. 5 oben links Papierprägezeichen: achteckig, mit Krone u. Inschrift: BATH; Bl. 2, untere Blatthälfte mit Wasserzeichen: JW HATMAN TURKEY MILL 1842
Erhaltunggut; kleine Bruchstellen in den Falzen.

Ergänzungskommentar

Beilagen[5. Auflage von F. F.'s Band 'Gedichte'; F. F.'s Gedenkbuch 'Karl Immermann. Blätter der Erinnerung an ihn'; August Nodnagels 'Deutsche Dichter der Gegenwart']

Regest

Tiefe Dankbarkeit F. F.'s für ein Schreiben der Mutter, in dem sie ihm wie auch Karoline Schwollmann für sein früheres Verhalten gegenüber Karoline und der Familie trotz wiederholter Vorwürfe seiner Schuld Verzeihung gewährt. Bitte F. F.'s um die volle Wiederherstellung der Familienbeziehungen bis hin zu einem normalen persönlichen Kontakt, was die Mutter aus Pietätsgründen gegenüber Karoline aber noch in diesem Umfange abgelehnt hatte. Bitte um Vergebung seiner Schuld durch Karoline Schwollmann. F. F. versteht auch Moritz Schwollmanns Entrüstung über F. F.'s Verhalten gegenüber seiner Schwester. F. F. muß aber mit einem anderen Mißverständnis aufräumen, daß Moritz offenkundig hegt, daß der Undankbarkeit F. F.'s nämlich und der angeblichen Verleumdung seiner Person durch ihn. F. F. mußte die Ursachen dafür erst mühsam herausfinden, um sie nun entkräften zu können. Der Onkel glaubt nämlich, F. F. stecke hinter einem in einer 'Elberfelder Zeitung' erschienenen Aufsatz über F. F.'s Biographie, wo der Satz fällt, F. F. sei von einem Krämer aus Soest (Moritz Schwollmann) angehalten worden, Pfeffertüten zu drehen, sein Genius habe sich aber trotzdem Bahn gebrochen. F. F. versichert, daß er mit der Entstehung dieses Aufsatzes selbst nichts zu tun hat und er ihn bis dato gar nicht kannte. Um das Vertrauen und die Zuneigung des Onkels wiederzugewinnen, sei er sogar bereit, eine öffentliche Richtigstellung in der Presse veröffentlichen zu lassen, obwohl das ganz gegen sein Prinzip ist, öffentliche Meinungen oder Kritiken zu kommentieren oder zu erwidern, da er dann seine Zeit fast nur noch damit zubringen könnte. Außerdem übersendet er die einzige auf seinen Zuarbeiten beruhende biographische Skizze über ihn in dem Buch 'Deutsche Dichter der Gegenwart' von August Nodnagel, um zu zeigen, wie dort auf sein Verhältnis zu Moritz Schwollmann eingegangen wird. F. F. bittet den Onkel um Verzeihung. F. F. versteht bis zu einem gewissen Grade das Abkoppelungsverhalten der Familie aus den Vorgängen um seine Beziehung mit Karoline Schwollmann heraus, er bittet aber, ihm zumindest nicht den brüderlichen Kontakt zu seinen Geschwistern zu verwehren. Die Stimme des Blutes zieht F. F. zu ihnen wie zur Familie überhaupt. F. F. bietet an, die kränkelde Gisbertine Freiligrath zwecks Luftveränderung zu sich an den Rhein zu nehmen. Übersendung der 5. Auflage seines Bandes 'Gedichte' für die Geschwister und des Immermann-Gedenkbuches für die Mutter. F. F. bittet darum, die Korrespondenz mit seinen Geschwistern wieder aufnehmen zu dürfen.