nr. 1086

Grunddaten

Adressat Freiligrath, Klara Wilhelmine
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer1086
Schreibdatum1842-11-9
SchreibortSt. Goar
Empfangsort[Soest]
Incipit
St. Goar, 9. Nov. 1842. Heißgeliebte, theure Mutter! So wag' ich es, Dich wieder anzureden, obgleich Jahre verflossen sind, in denen ich Dich und all' den Lieben, an welche die heiligsten, innigsten Bande mich fester, als an jedes andere Wesen auf Erden, hätten fesseln sollen, nicht nur fern gestanden, sondern durch die tiefste Verletzung eines Gliedes unserer sonst so fest u. liebevoll geschlossenen Kette unsäglichen Jammer über Euch gebracht habe!
StandortWeimar
Institution Goethe- und Schiller-Archiv
Drucke(1) Freiligrath, Gisberte (1889), S. 132-137; (2) Heichen I (1907), S. 92-95; (3) Schröder X (1907), S. 92-96; (4) Schwering VI (1909), S. 64-67

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFerdinand Freiligrath
Signatur17/v, 3a, 1

Zeugenbeschreibung

Umfang3 Bl., 2 Bl. gef., 10 Sn., 9 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe13,3 x 22,8
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt; S. 1, 3 u. 7 links oben Papierprägezeichen: achteckig, mit Krone u. Inschrift: BATH; obere Blatthälften mit Wasserzeichen: JW HATMAN TURKEY MILL 1842
Erhaltunggut

Regest

Bekenntnis der Reue und Schuld F. F.'s mit der Bitte um persönliche Vergebung durch Karoline Schwollmann und die Mutter für seine durch langes Schweigen bedingte Verletzungen beider wie der ganzen Familie. Der Grund dafür waren die tiefe Verzweiflung und Depression über sein Versagen gegenüber Karoline und nicht etwa der Vorsatz eines schlechten Charakters. Wunsch nach Wiederherstellung der alten, über zwei Jahre unterbrochenen Familienbande, ohne die F. F. nur schwer leben kann. F. F. will für seine früheren Verirrungen und die damit verbundenen Schmerzen, die er verursacht hat, büßen und bekennt seine aufrichtige Liebe zu den Familienangehörigen. Auch seine Frau Ida Freiligrath wünscht nichts sehnlicher als eine Vergebung durch und eien Anbindung an die Familie. Im Nachhinein sieht F. F. auch ein, daß eine Ehe mit Karoline wohl nicht gut gegangen wäre. Zu unterschiedlich waren ihr weicher und milder Chrakter sowie sein damaliges selbst verlorenes und verwildertes Wesen. Jetzt erst besitzt er die nötige menschliche Reife und bereut sein unwürdiges, verletzendes Scheiden von Karoline. Jetzt lebt er hier in St. Goar unter einigermaßen abgesicherten Verhältnissen durch eine königlich-preußische Pension und regelmäßige literarische Einkünfte.