nr. 1085

Grunddaten

Adressat Schwollmann, Karoline
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer1085
Schreibdatum1840-4-2
SchreibortUnkel
Empfangsort[Soest]
Incipit
Meine theure, heiß geliebte Lina! Wenn ich nicht, bei aller äußeren Vernachlässigung, innerlich das Gefühl hätte, daß ich es stets, auch in den letzten stum_en Wochen, nur gut mit Dir gemeint habe; daß mein Vorsatz, Dich auf den Herbst zu holen, nie wankend geworden ist, u. daß mich nur allerlei trübe Aussichten, die sich diesem Vorsatz abermals in den Weg stellen zu wollen schienen, seither tief melancholisch u. eben deßwegen verzagt u. schweigsam gemacht haben, so würde ich es kaum wagen, Dir, Du gute Lina, wieder unter die Augen zu treten.
StandortWeimar
Institution Goethe- und Schiller-Archiv
Drucke(1) Freiligrath, Gisberte (1889), S. 123-127; (2) Heichen I (1907), S. 68-70; (3) Schröder (1907), S. 381

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Drucke: (1) u. (2) unvollst. (Abs. 2, 3.-5. Satz fehlen; Orts- u. Datumsangabe am Ende des Briefes fehlt; (2) zusätzlich mit unkorrekter Jahreszahlanagabe); (3) unvollst. (Nur Auszüge: Abs. 4, 1. Satz u. Briefschluß: Abs. 7 u. Schlußformel)
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFerdinand Freiligrath
Signatur17/VI, 12a, 9

Zeugenbeschreibung

Umfang1 Bl., gef., 4 Sn., 3 3/4 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe22,4 x 27,4
Papiersorteweiß-gelblich, fest-pergamenten; S. 3/4 am äußeren Rand quer Wasserzeichen: JW HATMAN
Erhaltungbefriedigend; Beschädigung in der horizontalen Mittelfalz, geklebt

Regest

Vorsatz F. F.'s, Karoline Schwollmann bis zum Herbst des Jahres 1840 zu heiraten, ist durch widrige Umstände, das Ungewisse und Schwankende seiner Lebenslage bisher gescheitert, so daß F. F. in eine stark melancholische und verzagte Stimmung kam, die es auch verhinderte, daß er bisher einen Brief Karolines, in dem sie ihn erneut die Trennung anbot, geöffnet und beantwortet hat. Erneute Versicherung seiner Liebe zu ihr und Ausdruck des Gefühls der bittersten Reue, ob all der ihr aus Leidenschaftlichkeit und Ungestüm zugefügten Schmerzen. F. F. hofft aber, mit dem Erfolg und dem damit verbundenen Honorar für seine 'Gedichte', die an Ostern schon in 3. Auflage erscheinen werden und bald noch weitere folgen sollen sowie einigem Dazuverdienst, ein halbwegs sicheres Einkommen für die Zukunft schaffen zu können, obwohl er Vorschußschulden bei Johann Georg von Cotta und außerdem selbst 200,- Taler auf mehrere Jahre verliehen hat. Wenn beide dann noch vom Anerbieten des Onkels Moritz Schwollmann Gebrauch machen würden, einen Teil von Karolines Kapital in Besitz zu nehmen, so glaubt F. F., daß ein gesichertes Leben für beide ab Herbst am Rhein doch möglich sein sollte. Am liebsten möchte F. F. dann wieder in eine größere Stadt ziehen, etwa Koblenz, um dem ständigen Herandrängen von Verehrern, Bekannten, Freunden, aber wohl auch lästigen Gläubigern zu entfliehen und den Möglichkeiten literarischer Hilfsmittel näher zu sein. Bitte um baldige positive Bestätigung der Erneuerung seines Heiratsantrages und seiner Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Nochmalige Entschuldigung für die Verletzungen, die F. F. Karoline durch seine Leidenschaftlichkeit und Heftigkeit immer wieder zugefügt hat. Diese hatten neben der Grundeigentümlichkeit ihres Verhältnisses ihre Hauptursache in seinem oft blindem Eifer und Aktionismus. F. F. kannte aber eben nur ein Ziel, Karoline unbedingt glücklich machen zu wollen.