F. F. ist Aufforderung Carl Weerths vom April nachgekommen, den begonnenen Bau des Hermanns-Denkmals bei Detmold nach Kräften zu unterstützen. Aufklärung über das bei vielen, so auch bei Weerth vorhandene Voruteil, F. F. befinde sich augenblicklich in einer schweren Krise, ausgelöst duch einen Konflikt zwischen seinere Neigung zur Literatur und seiner Bindung an den Kaufmannsberuf, was man an seinen dissonanten Liedern ablesen könne, was so aber nicht stimme. Früher hat F. F. freilich nach der Zerschlagung seiner Edinburgher Aussichten und während seines Aufenthaltes in Amsterdam eine gewisse Abneigung gegen die Fesseln seines Berufes verspürt, eher aber noch gegen die Fremdheit der Leute dort. Aufgabe der Anstellung in Amsterdam aber nur wegen Intrigen von Seiten seiner Kollegen. 1836/37 in Soest konnte F. F. dann ganz seinen dichterischen Neigungen als Lyriker und Übersetzer leben. F. F. jetzt hier in Barmen in relativ angenehmen Verhältnissen als Handelskommis für Buchführung und Korrespondenz mit intensiven Kontakten zu gebildeten Kreisen des Wuppertales. F. F. will aber von einem Leben durch seine Hauptsache, die Poesie, nicht abbhängig werden. Deshalb Rückkehr in Kaufmannsstand mit einem Gehalt, von dem er leidlich existieren kann (600 Taler). Nicht die Wissenschaft, sondern nur das Leben selbst kann seiner Poesie wirklich förderlich sein. Deshalb träumt er auch von Schiffsreisen in ferne Länder, z. B. ins Mittelmeer, von denen er glaubt, mit einem goldenen Vließ von Liedern zurückkehren zu können. F. F. hat sehr wohl noch dichterischen Ehrgeiz, weniger aber einen solchen nach einer bürgerlichen Existenz. F. F. will unabhängig in weltlichen und literarischen Dingen sein und bleiben. Er glaubt, sich auch alles, was er jetzt ist, selbst erschaffen zu haben. Die düstere, zerissene Stimmung des Überdrusses in seinen Gedichten ist aber wirklich erlebte Stimmung. Bei F. F. gibt es kein Kokettieren mit erlogenen Schmerzen wie etwa bei Heinrich Heine und Anbiederungen an die Zeitinteressen wie bei den Modedichtern des 'Jungen Deutschland'. Die Dissonanzen in F. F.'s Dichtung sind nicht durch den Widerspruch zu seinem Beruf hervorgerufen, sondern durch seinen melancholischen Grundcharakter, der besonders durch die konvolsivischen Zeiterregungen seit der Juli-Revolution mit ihren Wirbeln sowie Halb- und Unfertigkeiten animiert worden ist. F. F. besitzt nicht die Fähigkeit zur Reflexion und Selbstreflexion, um seinen Zustand näher zu beschreiben und einzelne Ursachen für seine Gedichtgestaltungen anzugeben. F. F. aber mit Hoffnung, sich bald wieder aus diesen depressiven Strudeln lösen zu können und mit etwas klareren und heiteren Dichtungen hervorzutreten. Rat Weerths, etwas Größeres, Nationales zu schaffen, nimmt er gerne auf. F. F. zeigt sich von Herrmannsdenkmal-Idee durchaus angetan. Er muß aber zum Dichten immer erst eine gewisse Stimmung abwarten, die sich subjektiv nicht forcieren läßt. Reger Verkehr jetzt auch mit Düsseldorfer Künstlern und Literaten, z. B. Karl Immermann. Kontakt auch zu Georg Weerth, der aber Einladungen F. F.'s bisher nur zweimal nachgekommen ist. Grüße an die Detmolder Freunde und Ankündigung, bei der Einweihung des Hermannsdenkmals nach Detmold kommen zu wollen. |