F. F. erinnert an den angenehmen Besuch von Henry Wadsworth Longfellows Sohn, Charles Longfellow, im Jahre 1865, der sich damals schon etwas von seiner Kriegsverletzung erholt hatte. F. F. würde ihn gern wieder begrüßen, wenn er jetzt erneut nach England kommt. Besonders die Marineuniform von Charles hat einen großen Eindruck auf F. F.'s Sohn Wolfgang Freiligrath gemacht. Beide haben sich auch miteinander angefreundet. Gern würde der leidenschaftliche Sportler Wolfgang sogar einmal mit einer Jacht über den Ozean nach Amerika fahren, aber er muß sich wohl weiter mit den kleineren Möglichkeiten hier in London begnügen. Beide erzählten sich viel über exotische Abenteuer ohne freilich zu wissen, daß ihre Väter früher Gedichte über das gleiche Thema geschrieben haben. Wolfgang arbeitet jetzt als kaufmännischer Angestellter in einem der angesehensten Londoner Handelshäuser. F. F.'s Sohn Otto Freiligrath ist seit September vergangenen Jahres als Realschüler in Elberfeld. Der dritte Sohn, Percy Freiligrath, ist vierzehn und ein echter Heißsporn. Er besucht die Londoner University College School und gibt in seiner Freizeit eine eigene monatliche Zeitung, den 'Swallow', heraus. F. F.'s Tochter, Katharine Freiligrath, ist das einzige seiner Kinder, das etwas von F. F.'s poetischem Rhythmusgefühl geerbt hat. Sie schreibt außschließlich auf Englisch und ist teilweise zu einer außergewöhnlichen Formbehandlung fähig. Sie übt sich aber vor allem noch an Übersetzungen deutscher Gedichte, Dramen und Charaden sowie an familärer Gelegenheitsdichtung, von der F. F. eine kleine Probe beifügt. F. F.'s jüngere Tochter, Louise Freiligrath, war 1865/66 ebenfalls ein Jahr in Deutschland bei F. F.'s Schwestern in Soest. Vorigen Herbst konnte F. F. auch Longfellows Freund Mr. Thiess mit seiner Familie hier kennenlernen. Leider ist der Kontakt danach wieder abgerissen, genauso wie zu Charles T. Brooks, der F. F. auf Empfehlung von George Henry Calvert im November 1865 und Oktober 1866 während einer Europareise aufgesucht hatte. F. F. hatte Brooks auch einige Zeitungen für Longfellow mitgegeben, unter anderem eine Nummer des 'Athenaeum' vom letzten Jahr mit F. F.'s Aufsatz über die Hauptstanze bei Robert Burns, über den F. F. gern Longfellows Meinung gewußt hätte. Leider hat die englische Fachpresse auf F. F.'s außergewöhnliche Entdeckungen nicht reagiert, eben so wenig wie der damals schon erkrankte Robert Chambers. F. F. hat für solche Themen keinerlei Ansprechpartner in der englischen Literaturszene, da er kaum jemanden kennt und auch keiner von ihm Notiz nimmt. Erkundigung, ob der junge, noch unter dem Einfluß Alfred Tennysons stehenden Literat aus Virginia, John Humphrey, mit dem F. F. vor allem wegen dessen Kriegserlebnissen sympathisierte, wirklich bei Lonfellow gewesen ist und ihm seine Grüße ausgerichtet hat. F. F. hat alle Bücher Longfellows über dessen Verleger Routledge rechtzeitig erhalten und bedankt sich dafür, zumal sie ihm unbeschreiblichen Genuß bereitet haben und er nun eine vollständige Sammlung der Werke Longfellows seit den ersten von ihm erhaltenen Büchern im Sommer 1842 besitzt, was ihm auch eine Repräsentation einer 25jährigen Freundschaft bedeutet. F. F. und Ida Freiligrath waren besonders berührt von der Tatsache, welchen Trost Longfellow seine eigene Übersetzung von Dantes 'Divina Commedia' gegeben hat. F. F. bittet Longfellow, den beiligenden Brief seiner Tochter Katharine doch an Bayard Taylor weiterzuleiten, da F. F. dessen genaue Adresse nicht kennt. F. F. hofft, daß der Briefwechsel mit Longfellow jetzt wieder regelmäßiger wird, nachdem man seinen Abbruch jetzt doch so gut überwunden hat. Einladung zu einem Europabesuch. |