Grundsätzliche Stellungnahme F. F.'s zu seiner Situation und ihrer Entstehung. F. F. stand nach seiner erzwungenen Exilierung nach England 1851, um seine 7köpfige Familie zu ernähren, vor der Notwendigkeit, seine Dichterberufung zumindest teilweise einem Berufsleben als Kaufmann zu opfern, was er auch gern und bereitwillig getan hat, da er von deutschen Literaturhonoraren im teuren England nicht existieren konnte. Er nahm dabei in Kauf, daß die Muse davon beeinträchtigt werden würde. So kam es bei F. F., der es wegen politischer Vorurteile bei den reichen Deutschen in London schwer hatte, akzeptiert zu werden, zu den bekannten Aufs und Abs bis er 1856 über eine Annonce in der 'Times' die Anstellung als Manager in der Filiale der Genfer Banque Générale Suisse fand, die ihm zwar kein üppiges, so aber doch ein auskömmliches Leben bei einem Anfangsgehalt von 250,- Pfund jährlich, das sich bis zum Schluß auf 500,- Pfunf steigerte, gestattete und es ihm vor allem ermöglichte, seinen Kindern eine gute und liberale Ausbildung zu gewähren. So konnte F. F. fast zehn Jahre lang ein befriedigendes Leben führen. Die letzten beiden Jahre kann er sogar mit einem gewissen Recht als den Höhepunkt in seinem Leben bezeichnen. Und er konnte auch hoffen, daß diese Situation von Dauer sein würde. Aber durch Intrigen am Hauptsitz der Bank in Genf wurde dar bisherige Bankvorstand mit James Fazy, György Klapka und anderen Freunden gestürzt und durch neue Direktoren ersetzt, die alle Auslandsfilialen der Bank schlossen, so auch die in Paris und London. F. F. verlor so 1866 seine Anstellung und damit auch sein Einkommen. Trotz angestregter Bemühungen um eine neue Anstellung vergleichbarer Art und trotz all seiner großen Berufserfahrung konnte F. F. aber in 18 Monaten bisher keine neue Arbeit finden, da ihm diesbezüglich nun vor allem sein hohes Alter von 57 Jahren wie im gewissen Sinne auch sein literarischer Ruf im Wege standen, was die potentiellen Arbeitgeber wohl um ihre notwendige Autorität fürchten ließ. So konnte sich F. F. in dieser Zeit nur mit Honorarbezügen aus Wiederauflagen seiner früheren Werke und mit gelegentlichen literarischen Arbeiten über Wasser halten. Zur Zeit hat er den Auftrag des Verlages F. A. Brockhaus zur Übersetzung einiger Dramen von William Shakespeare für eine neue deutsche Shakespeare-Ausgabe von Friedrich von Bodenstedt übernommen. Aber man kann von deutschen Literaturhonoraren in England nicht leben. Er erhält für eine Shakepeare-Übersetzung 500,- fl. oder 40,- Pfund, so daß er etwa jeden Monat ein Stück übersetzen müßte, um damit auszukommen. Da er aber auch einen Ruf als Übersetzer zu verlieren hat, dauert so eine Übersetzung bei ihm eben bis zu vier Monaten, ohne daß er sich dabei freilich etwa mit dem unerreichten Vorbild des Shakespeare-Übersetzers August Wilhelm Schlegel messen kann und will. Nach Deutschland zurückzukehren, ist F. F. auch nach der erlassenen Amnestie dort nach wie vor unmöglich, da deren gewährte Bedingungen für ihn nicht akzeptabel sind. Nun, etwa um Neujahr, kam von Freunden und Sympathisanten in Deutschland die Anfage, ob F. F. nicht mit einer Geldsammlung für ihn einverstanden wäre, die es ihm ermöglichen solle, seinen Lebensabend frei von Berufszwängen wieder in Deutschland in einem Wirken für die Dichtung zu verbringen. Die freundliche und offene Art des Angebots bewog ihn, trotz anfänglicher Bedenken schließlich das Angebot anzunehmen, wenn ein wirklich öffentlicher und natürlicher Charakter gewahrt bliebe. So hat unter Leitung einiger honoriger Persönlichkeiten nun eine Werbekampagne für diese Geldsammlung in Europa und Amerika begonnen. F. F. wartet jetzt deren Resultate erst einmal ab. F. F. ist angesichts dieser Aktion beglückt darüber, daß man ihn noch nicht vergessen hat und er in den Herzen seiner Landsleute doch noch zu leben scheint. Nur stört F. F. etwas, daß die Angelegenheit durch verschiedene Veröffentlichungen in deutschen und amerikanischen Zeitungen den Anstrich einer Art Almosensammlung erhalten hat. Über das Ergebnis der Sammlung kann F. F. noch nicht viel sagen, aber er hat den Eindruck, daß das ursprüngliche Ziel der Aktion, F. F. für den Rest seines Lebens unabhängig zu machen, wohl doch verfehlt werden dürfte, denn es scheinen bisher vor allem nur die ärmeren Bevölkerungsschichten zu spenden, während die anderen sich weitgehend zurückhalten, weil sie immer noch nicht F. F.'s Engagement in der Revolution von 1848 vergessen können. Auch in England hat sich ein respektables Unterstützungskomitee in der Sache unter dem Vorsitz von Edward George Bulwer-Lytton gegründet. Aber auch hier gibt es ähnliche Schwierigkeiten wie z. B. in Deutschland. Konkrete Pläne bezüglich seiner nun möglich erscheinenden Rückkehr nach Deutschland hat F. F. aber noch nicht. Er könnte sich aber eine Ansiedlung in der Schweiz oder in Süddeutschland nahe am Rhein vorstellen. Eine Rückkehr unter Berücksichtigung literarischer Bindungen und der Vorliebe für ein Landleben wäre für F. F. und seine Frau sicher das Beste. Seltsam war außerdem noch, daß F. F. kurz vor Beginn der Ehrensammlung ein halboffizielles Angebot von einer preußischen Staatskreisen nahestehenden Person erhielt, ihm eine Stellung als Bibliothekar oder ähnliches in Preußen verschaffen zu wollen. Vor 20 oder 25 Jahren hätte F. F. so ein Angebot sehr glücklich gemacht, heute kann er dies nur noch ablehnen, da die Annahme wie ein Widerruf seiner Gesinnungen erscheinen würde. Die noble Gabe, die Henry Wadsworth Longfellows letztem Brief beilag, hat F. F. als einen Beitrag zu seiner Ehrensammlung angesehen und deshalb auch an das Dotations-Zentralkomitee nach Barmen geschickt. Longfellow möge sich demnach mit einer Veröffentlichung seines Spendenbeitrags in den Sammellisten des Barmer Komitees einverstanden erklären und den auch bereits entstandenen amerikanischen Unterstützungskomitees mitteilen, er habe sich mit seiner Spende direkt an das Barmer Zentralkomitee gewandt. Ansonsten möge Longfellow aber seine ganze moralische Autorität den amerikanischen Komitees zur Verfügung stellen. Einen persönlichen Dank möchte F. F. aber unbedingt noch für die unmittelbare freundschaftliche Hilfestellung Longfellows aussprechen, als dieser von seinen Schwierigkeiten gehört hatte. F. F. hätte Longfellow noch viel zu sagen, etwa über seine Familie bzw. die Besuche von Longfellows Sohn vor zwei Jahren oder von Charles T. Brooks und Longfellows Freund Thiess, aber der Brief ist jetzt schon zu lang. Auch über Longfellowa letzte literarische Arbeiten müsse man sich wieder austauschen. |