nr. 1800

Grunddaten

Adressat Kinkel, Gottfried Johann
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer1800
Schreibdatum1847-11-22
SchreibortLondon
Empfangsort[Bonn] (?)
Incipit
London 22. Nov. 1847. Lieber, verehrter Freund! Sie haben mir viel zu vergeben.
StandortDortmund / Bonn (Abschr.)
Institution Stadt- und Landesbibliothek / Universitätsbibliothek (Abschr.)
DruckeGunnemann (1960), S. 22 u. 24

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.; Abschr. der O-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Abschr.: vollst.; Druck: unvollst. (Nur Auszug: Abs. 1, 4.-10. Satz)
ÜberlieferungsformHs.
BestandFerdinand Freiligrath (O-Hs) / Autographensammlung (Abschr.)
SignaturAtg 8074 (O-Hs.) / Br.-A: S 2675, 25,b (Abschr.)

Zeugenbeschreibung

Umfang3 Bl., 1 Bl. gef., 8 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe20,0 x 24,8
Papiersortegrau-blau, fest-pergamenten
Erhaltungbefriedigend, Bl. 2 u. 3 am rechten Rand mit Papiereinrissen und Vergilbungen

Regest

F. F. mit Entschuldigung für sein langes Schweigen seit Gottfried Kinkels letztem Brief vom Mai 1846. F. F. hat jetzt im harten Lebens- und Arbeitskampf keine Zeit mehr für Dichtung oder Briefe an Freunde, was aber immer noch besser ist als ästhetisches Spintisieren. Mag nur der Poet zum Teufel gehen, wenn der Kerl sich herausbeißt. Dann wird er auch eines Tages wieder dichten können. Man muß immer erst gelebt haben, um dichten zu können. Auch Niederlagen gehören dazu. Kämpfen und Singen als Motto F. F.'s. F. F.'s Traum ist es, nach einem Jahrfünft oder Jahrzehnt eines kampfbewegten Lebens wieder zur Poesie zurückkehren zu können. Jetzt hat er in der Regel einen Arbeitstag von 12 bis 14 Stunden. Am 8. Sptember ist F. F.'s drittes Kind geboren, nachdem die zweite Tochter, Marie Mathilde Freiligrath, vor einem Jahr verstorben war, so daß die größer gewordene Familie ihm auch gar keine andere Wahl läßt, als hart zu schanzen. Allerdings geht seine Anstellung im Handelshaus Friedrich Huth & Co. wegen unschöner Querelen mit diesem Jahr zu Ende, ohne daß F. F. schon eine neue Stellung gefunden hätte. F. F. sieht zur Tretmühlenarbeit im Kontor gegenwärtig aber keine Alternative, schon gar nicht etwa durch eine Rückkehr nach Deutschland. Seine jetzige Existenz begreift er auch als Opfer für seine Gesinnung. Aber eine Veränderung und damit Besserung seiner Lage muß und wird kommen. Anfrage, ob Kinkel bereit wäre, für eine Bekannte, die Komponistin Clara Angela Macirone, die eine neue Oper komponieren will, ein Libretto zu schreiben, da er, F. F., von ihr darum gebeten, kein Vermögen dazu verspürt und auch keine Zeit hat. Auch ein Honorar von 12,- Pfund kann dafür angeboten werden. F. F. erkundigt sich nach den Schicksalen der Freunde, z. B. nach Karl Krah und seines Prozesses, Levin Schückings angeblicher politischer Wende und auch nach Karl Simrock, Karl Schlickum oder Emanuel Geibel. Erkundigung, ob Kinkel das literarische Projekt 'Vom Rhein' auch in diesem Jahr fortsetzen will. F. F. konnte ja leider nichts dazu beitragen, da er seit seinem Gedicht 'Requiscat' nichts mehr geschrieben hat, was der Rede wert wäre.

Bemerkungen

Abschr. von fremder Hand (Konrad Kinkel), 6 Sn. mit brauner Tinte in Heft mit liniertem Papier (9 mm); weiß-gelblich, fein-glatt; Größe: 22,5 x 28,7