nr. 2532

Grunddaten

Adressat Longfellow, Henry Wadsworth
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer2532
Schreibdatum1854-6-20
SchreibortLondon
Empfangsort[Cambridge] (Massachusets/USA)
Incipit
3, Sutton Place, Hackney, London, June 20th 1854. Dear Longfellow, Many thanks for your kind quick answer and for the frank and open manner in which you speak to me about the subject of my last letter.
StandortDortmund
Institution Stadt- und Landesbibliothek

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
BestandFerdinand Freiligrath
SignaturAtg 8439

Zeugenbeschreibung

Umfang3 Bl., gef., 12 Sn. beschr. mit schwarzer Tinte
Größe13,0 x 20,5
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt-seidig
Erhaltunggut

Regest

F. F. stimmt Henry Wadsworth Longfellow zu, daß seine Chancen auf dessen vakant gewordene Professur an der Harvard University sehr gering waren und erkennt an, daß Professor Charles Beck und Longfellow alles gatan haben, um F. F. bei den Verantwortlichen zu empfehlen. So muß F. F. das Weitere einfach seinem Glück und seinem Schicksal überlassen. Eine nicht sehr wahrscheinliche Berufung wäre ein Zeichen des Himmels für ihn, nach Amerika zu gehen. F. F. fragt sich aber immer auch, ob er noch etwas zur Beförderung der Angelegenheit tun könnte. Gleichzeitig hofft F. F. aber auch, daß Longfellows Entscheidung zur freiwilligen Emeritierung in der amerikanischen Literaturszene positiv aufgenommen werden möge. F. F. ist erfreut über Longfellows Einverständnis mit seiner Anthologie 'Dichtung und Dichter' und dessen Ansicht, daß ein solches Buch für alle Nationalliteraturen geschaffen werden sollte. F. F. hat auch schon daran gedacht, eine solche Anthologie für die englische Literatur zu konzipieren. Eine Basis dafür ist bereits in der ersten Abteilung seiner Anthologie 'The Rose, Thistle and Shamrock' gelegt, die Longfellow hoffentlich dieser Tage erhalten hat. Es gäbe jedenfalls genug Material, ein solches Projekt im gleichen Umfang und der gleichen Qualität wie für die deutsche Literatur zu relisieren. Was F. F. eigentlich dazu nur noch bräuchte, wäre ein englischer Verleger. F. F.'s Lage hier in London ist jedenfalls schlechter und seine Probleme größer denn je. Seine Anstellung als Buchhalter und Handelkorrespondent für Französich und Deutsch in einer zwar respektablen, aber kleinen Handelsfirma (Joseph Oxford) ist sehr schlecht bezahlt und bietet auch keine Aussichten auf eine Besserung seiner Lage. F. F. muß sich also nach einer besseren Anstellung in einer größeren Firma umsehen und gleichzeitig für sein neues Buchprojekt Kontakte zu potentiellen Londoner Verlegern knüpfen. Da er aber nun hier weitgehend ohne einflußreiche Freunde und Verbindungen ist, bittet er nun Longfellow erneut, ihm zu helfen. F. F. hätte gern Empfehlungen von Longfellow für den Verleger Bogue und für amerikanische Handelsfirmen, vor allem für das Geschäft von Longfellows Landsmann in London Mr. G. Peabody, da F. F. in den deutschen Handelshäusern als revolutionärer Charakter gebrandmarkt ist und zu den englischen Firmen keine Beziehungen besitzt, so daß dort kaum eine Anstellung zu erreichen sein wird. F. F. besitzt eine große Routine in seinem Beruf und beherrscht sowohl die deutsche, französische, englische, holländische und wenn nötig auch die italienische Korrespondenz. Er versteht zumindest auch Spanisch und hat gute Berufszeugnisse vorzuweisen. F. F. wäre dabei mit 300,- Pfund Jahresgehalt zufrieden, was kein hohes Gehalt in einer großen Handelsfirma ist, F. F. aber eine solide Lebensbasis sichern würde, ohne dabei unbedingt noch auf literarische Nebeneinkünfte angewiesen zu sein. Jetzt verdient F. F. nur 200,- Pfund. So muß er abends immer noch weiterarbeiten und seine Frau Deutschstunden für junge Mädchen geben, um die Familie mit fünf Kindern überhaupt ernähren zu können, wobei das Geld trotzdem nur für das Lebensnotwendigste reicht und man eigentlich damit nicht auskommt. Für Ida Freiligrath z. B. äußerst wichtige Dinge, wie z. B. der eines vierwöchigen Seeaufenthaltes im Jahr, sind völlig unmöglich. Eine Verbesserung seiner Lebenssituation ist für F. F. also fast schon eine Überlebensfrage geworden. F. F. ist aber überzeugt davon, daß Longfellow ihm helfen wird, wenn er es kann. F. F. hat sich wegen einer diesbezüglichen Empfehlung für Mr. Peabody auch an Longfellows Freund George Henry Calvert in Newport gewandt, denn je mehr solcher Empfehlungen er jetzt erhalten kann, desto besser ist es für ihn. Trotz alledem führt F. F. aber ein glückliches Familienleben mit seiner noch immer geliebten Frau und seinen ihm viel Freude bereitenden, aufgeweckten und talentvollen Kindern, die er weitgehend von den Unannehmlichkeiten des Exils freizuhalten versucht. F. F. charakterisiert für Longfellow in Erwiderung von dessen Familienbericht seine Kinder, die neunjährige Bücherliebhaberin Katharine, den neugierigen fünfjährigen Wolfgang und die noch jüngeren Luise, Otto und Percy. F. F. beschreibt auf Wunsch von Longfellow auch Idas und sein Aussehen. Beide sind wohl leicht gealtert, aber nicht so, daß Longfellow sie nicht wiedererkennen würde. Erkundigung nach Bayard Taylor.

Bemerkungen

Brief in englischer Sprache