nr. 2976

Grunddaten

Adressat Schücking, Christoph Bernhard L e v i n
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer2976
Schreibdatum1842-12-26
SchreibortSt. Goar
Empfangsort[Esslingen] (?)
Incipit
St Goar, am zweiten Weihnachts- feiertage 1842, in sehr gemüthlicher Si- tuation Theurerster Freund u. Levin! Zuerst: 'A merry Christmas and a happy New Year!' -
StandortDetmold
Institution Lippische Landesbibliothek

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
BestandFreiligrath Sammlung
SignaturFr. S 360

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit schwarzer Tinte
Größe22,0 x 26,7
Papiersortegrau-blau, fein-glatt-pergamenten
Erhaltunggut

Regest

F. F. mit echten Weihnachtsgefühlen trotz der gebotenen Einschränkungen durch seine finnanziell angespannte Situation. Mitteilung eines Sonetts F. F.'s über Levin Schückings neues Liebesverhältnis unter dem Titel 'Der neue Jakob'. Aufforderung an Schücking, Louise von Gall zu heiraten, obwohl er sie sich z. B. nicht in der Mutterrolle vorstellen kann, was er in einem ebenfalls mitgeteilten Sonett, 'Der weibische Saturn', aufgegriffen hat. Lob der von Gall in einem weiteren übermittelten Sonett, 'Verkehrte Welt'. Er hat noch drei weitere Sonette in dem Gesamtzusammenhang verfaßt, 'Der verliebte Steuermann', 'Nach dem Bade' und 'Bruder Longfellow'. F. F. hat Henry Wadsworth Longfellow, der am 22. Oktober von Liverpool aus nach Amerika zurückgereist ist, erst durch seine Übersetzung der eher schlechten Gedichte, namentlich des 'Excelsior', in Deutschland bekannt gemacht. Für F. F. war das Lob Schückings über sein Immermann-Gedicht und seine romantische Poesie überhaupt sehr angenehm. Gerade jetzt nach den Angriffen der philosophischen Antiromantiker, vor allem in der 'Rheinischen Zeitung' auf sein Gedicht 'Ein Flecken am Rheine', das als Faselei und unklar kritisiert wurde, erfreute ihn Schückings Urteil, das das Gedicht als Ausdruck eines 'poetenhaft Unbewußten' erkannte. F. F. lobt Schückings poetisches Talent, das seiner Meinung nach vor allem durch eine besondere Art des Humors besticht. F. F. liest eigentlich jetzt von den Literaturzeitschriften nur noch das 'Morgenblatt für gebildete Leser' und nicht mehr August Lewalds 'Europa', da Lewald ohnehin ein bloßer Windbeutel geworden ist. F. F. veröffentlicht auch nur noch im 'Morgenblatt', jüngst z. B. eine Übersetzung von Alfred Tennyson, nicht zuletzt weil Johann Georg von Cotta auch am besten und prompt dafür bezahlt. Jetzt fleißiges Arbeiten an den Übersetzungen der Felicia Hemans, die künftiges Frühjahr erscheinen sollen. Die 5. Auflage von F. F.'s Band 'Gedichte' (Miniaturausgabe) ist soeben erschienen,und die 6. Auflage (Oktavausgabe) wird schon wieder für den Druck vorbereitet. Hinweis auf ein soeben erschienenes Buch von William Howitt 'The Rural and Domestic Life of Germany', indem F. F. sehr lobend erwähnt wird. F. F. verspürt den Drang, wie Schücking ein Lustspiel zu schreiben. Den Stoff dazu hätte er schon. F. F. hatte auch eine Begegnung mit Friedrich Wilhelm IV. und dem Erzherzog Johann, der ihn sogar für den nächsten Sommer eingeladen hat. Bitte um Übersendung von litographischen Bildnissen Schückings.