nr. 322

Grunddaten

Adressat Heuberger, Hans Karl
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer322
Schreibdatum1844-9-16
SchreibortOstende
Empfangsort[St. Goar]
Incipit
Ostende, 16. Sept. 44. Theuerster Freund! Morgen werden es schon vier Wochen, daß wir uns zu Coblenz Lebewohl sagten, u. noch immer haben Sie keine Nachricht von mir.
StandortKoblenz
Institution Rheinische Landesbibliothek
DruckeBuchner II, S. 124f.

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Druck: unvollst. (Abs. 1, 7. Satz fehlt; Abs. 2 fehlt; Abs. 3, 4.-7. Satz fehln; Abs. 4 fehlt; Abs. 6-8 fehlen; Briefschluß: Abs. 11, Schlußformel u. Nachsschrift am Seitenrand fehlen)
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFerdinand Freiligrath
SignaturK 92/55

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe13,5 x 21,2
Papiersorteweiß-grau, fein-glatt-pergamenten
Erhaltunggut

Regest

F. F. ist nun schon seit fast drei Wochen in dem langweiligen Ostende. Vorher auf der Reise hierher machte er noch Abstecher nach Kettwig und in die Gegend von Dortmund, wo eine Begegnung mit F. F.'s Stiefmutter und seinen Geschwistern satttgefunden hat. Desweiteren machte er auch noch Station in Düsseldorf bei Maler Adolph Scheoedter, der ebenso wie Karl Friedrich Lessing und Karl Hübner superbe neue Bilder fertig hatte. Über Köln und Mechelen kam F. F. dann endlich hierher. Insgesamt war es eine sehr interessante Reise durch anziehende Städte und schöne Landschaften. Die Nordsee ist sehr imposant, und F. F. bedauert, daß er nicht mit Karl Heuberger gemeinsam hier sein kann. F. F. traf hier auch schon Karl Baedeker und Wilhelm Jordan aus Koblenz. Beste Genesungswünsche für Heubergers Vater, der einen Unfall hatte. Übernächste Woche wollen die Freiligraths eine Rundreise durch die Hauptorte Belgiens, wie Gent, Antwerpen, Lüttich und Brüssel machen. F. F. könnte sich auch einen längeren Aufenthalt über den Winter, etwa in Lüttich oder Brüssel, vorstellen, da er die ihn sehr interessierende flamische Bewegung gern aus der Nähe beobachten würde. F. F. wohnt hier in der Rue de la Chapelle 30. F. F. will auch die noch bei Heuberger zurückgebliebene Marie Melos bald hierher nachkommen lassen, falls sie über Frau Elliot noch immer keine Stellung gefunden haben sollte. F. F.'s Heimweh ist auch schon durch einen Erinnerungstraum an den Rhein zum Ausdruck gekommen. F. F. schickt eine Aufstellung gegenseitiger Finanztransaktionen mit, die mit einem kleinen Überschußbetrag für F. F. abschließt, welchen Heuberger doch bitte an Marie auszahlen soll. Freilich bleiben die noch ausstehenden, viel größeren Schuldverschreibungen F. F.'s. gegenüber Heuberger davon unberührt. Absprache auch über eine noch offenen Weinrechnung bei Vitzthum. Glückwünsche für die Stelle Hempels (?) bei einem Warschauer General. Für den antirussisch eingestellten F. F. wäre dies freilich nicht denkbar. F. F. fragt an, ob noch immer keine Nachricht von Emanuel Geibel für ihn eingetroffen ist, ob es nichts Neues von Buschbach (?) gibt und ob Carl August Schwerdgeburth an Heuberger geschrieben hat. Anfrage, ob bestimmte Bilder (?) auf der Synode (?) Absatz gefunden haben.

Bemerkungen

S. 1 oben links von fremder Hand (wahrscheinlich Karl Heuberger) mit brauner Tinte Vermerk: Antw. 2/10 44.