F. F. ist weiter in tiefer Beunruhigung um das Schicksal seines Sohnes Wolfgang Freiligrath. Außerdem hat er gerade jetzt eine große Korrespondenzlast wegen seines jüngsten Kriegsgedichts. Er wird im Augenblick von allen Seiten, Buchhändlern, Redaktionen, Schauspielerinnen, Komponisten und Konzert-Komitees, mit Anfragen um neue Gedichte überhäuft. F. F. hat aber noch kein neues Gedicht wieder gemacht. Er kann es nur, wenn sein inneres Gefühl ihn dazu treibt. Wolfgang befindet noch wohlauf, obwohl er die Schlacht bei Metz (Gravelotte), namentlich am 18. August, als direkt Beteiligter mitgemacht hat, wo sich die Bonner Sanitätssoldaten als besonders tapfer erwiesen, indem sie sich gegen Rückzugstendenzen der preußischen Truppen stemmten, was ihnen sogar vom preußischen König Anerkennung eingebracht hat. Briefe von Wolfgang hat man in Abschriften auch an Katharine Freiligrath-Kroeker nach London geschickt, von denen auch die 'Daily News' Kenntnis erhielt und sie jetzt veröffentlicht hat. Übersendung dieses Abdrucks mit der Bitte auch der Weiterleitung an Luise Struve in Görlitz. Mitteilung von zwei Briefen Wolfgangs mit einer Schilderung der Situation nach der Schlacht bei Gravelotte. Briefe und Pakete der Freiligraths hat Wolfgang bis jetzt noch nicht erhalten können. F. F. vermutet Wolfgang jetzt bei den Truppen des Kronprinzen (vorher bei den Truppen vom Prinzen Friedrich Carl) und somit beim Marsch auf Paris. F. F. wünscht sich eine baldige Einnahme des 'gottverlassenen Babels' Paris und eine glückliche Heimkehr Wolfgangs danach, der sicher gereifter und charakterlich gesfestigt worden ist. Hinweis darauf, daß Richard Wehn jetzt Berichte von den Erlebnissen im Bonner Sanitätskorps in der 'Rheinischen Zeitung' veröffentlichen läßt. F. F. bemängelt daran, daß Wehn eine Stelle aus einem Brief von ihm an Wolfgang phrasenhaft aufpoliert zitiert. F. F.'s Tochter, Katharine, hat schon 25,- Pfund in London zur Unterstützung für das Bonner Sanitätskorps gesammelt. Otto Freiligraths Firma in Bury, die hauptsächlich im Geschäftsverkehr mit Paris stand, mußte jetzt sieben ihrer Mitarbeiter entlassen, darunter leider auch Otto. Ein deutscher Vertretungsmitarbeiter der Firma in Mainz ist sogar schon im Krieg gefallen, was bei Otto einen tiefen Eindruck hinterlasseng hat. Percy Freiligrath wollte sich jetzt auch von England aus als Kriegsfreiwilliger melden. Zum Glück werden jetzt aber keine Freiwilligen mehr angenommen. F. F. betrachtet die jüngsten Kriegsereignisse als ein Weltgericht für Frankreich, deren Republik wirklich nur eine Spottgeburt aus Dreck und Feuer ist. Wenn es die Franzosen so wollen, dann wird man sie noch weiter demütigen müssen. F. F. hofft auf einen Frieden, der Deutschland für immer vor dem räuberischen Nachbar schützen kann. Elsaß und Lothringen müssen deshalb bei Deutschland verbleiben. F. F.'s bisherige drei Kriegslieder hatten recht großen Erfolg. 'Hurra, Germania!' ist schon etwa 20 Mal vertont worden. 'An Wolfgang im Felde' ist in vielen Zeitungen erschienen und sogar in einem Sonderdruck in Berlin, von dem F. F. einige Exemplare beilegt. Das Gedicht ist auch schon mindestens ein dutzend Mal vertont. In England haben seine Gedichte in Übersetzungen ebenfalls eine große Verbreitung gefunden. Bevor Wolfgang nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, verlassen die Freiligraths Deutschland nicht. Einladung an Gisbertine Freiligrath, auf ihrer Rückreise nach Riedenburg bei den Freiligraths in Stuttgart Station zu machen. Grüße an die Familie Schwollmann und besonders Karoline Schwollmann. |