F. F. mit Freude und Erleichterung über die glückliche Ankunft der Schwester Gisbertine Freiligrath nach ihrer beschwerlichen und in den jetztigen Kriegszeiten nicht ganz ungefährlichen Reise vom Bodensee nach Soest. Die Rückreise wird sie sicher schon wieder über die Rheinroute und über Stuttgart machen können, denn bis dahin werden die deutschen Truppen höchstwahrscheinlich schon in Paris stehen und die Kriegssituation in den rechtsrheinischen Gebieten wird sich weitgehend wieder normalisiert haben. F. F. ist glücklich über den bisherigen für Deutschland so guten Verlauf des Krieges. Die Freiligraths sind aber immer noch in Sorge um den im Felde stehenden Sohn Wolfgang Freiligrath. Wolfgang war noch Anfang Juli mit Otto Freiligrath nach England gegangen, um sich dort Aebeit zu suchen und sich dann allmählich auf einen Aufenthalt in Amerika vorzubereiten. Sein ehemaliger Prinzipal, Jungschläger in Köln, bat ihn aber um sofortige Rückkehr nach Köln, da er ohne ihn im Geschäft nicht auskäme. Wolfgang fuhr umgehend zurück, meldete sich aber dort angekommen in der Woge des allgemeinen Volksenthusiasmus sofort bei der Heereskommandantur, um Soldat zu werden. Wegen seiner englischen Staatsbürgerschaft wurde er freilich zurückgewiesen, erwirkte aber eine Erlaubnis, als Kriegsfreiwilliger in entsprechende Truppenteile eintreten zu dürfen. Da aber gerade kein Freiwilligenbedarf bestand, arbeitete er wieder in der Firma Jungschlägers und unternahm eine Geschäftsreise nach Holland. Danach ging er zum Freiwilligen-Sanitätskorps nach Bonn und ließ sich unter anderem mit seinen Freunden Rumpel und Richard Wehn aus Bielefeld als Sanitätssoldat aufnehmen. Am 9. August zog man dem deutschen Heer nach. Eine erste Korrespondenznachricht kam gestern aus Neunkirchen. F. F. vermutet ihn jetzt aber schon in Metz. Wolfgangs Dienst wird von F. F. als ernst, schwer und gefährlich, aber auch als heilig und menschlich bezeichnet. Übersendung des zur Zeitungsveröffentlchung bestimmten Gedichts F. F.'s 'An Wolfgang im Felde', das hoffentlich noch viele junge Männer zum Freiwilligendienst animieren möge. Wolfgang ist als Sanitätssoldat des 'Roten Kreuzes' nur mit einem Revolver zur Selbstverteidigung bewaffnet. F. F. erwartet bald eine neue große Kriegsschlacht. Er ist zwar vom deutschen Sieg überzeugt, aber ebenso davon, daß dieser Krieg noch einen hohen Blutzoll verlangen wird. Wolfgang schreibt in einer zweiten Korrespondenzkarte von seinem ersten bevorstehenden Einsatz in der Schlacht um Metz. Ehe der Krieg nicht entschieden ist, wollen die Freiligraths Deutschland nicht verlassen, etwa um eine Reise zu ihren Kindern nach England anzutreten. Katharine Freiligrath-Kroeker veranstaltet jetzt viele karitative Aktionen für die deutschen Verwundeten. F. F. freut sich, daß sein Gedicht, 'Hurra, Germania!', der Mutter und den Schwestern so gefallen hat und berichtet, daß das Gedicht bisher schon viermal vertont worden ist und vorigen Sonntag auch im Theater in Frankfurt/M. aufgeführt worden ist. Beruhigung der ängstlichen Luise Lohrmann in Kettwig durch F. F. Grüße an die Schwollmann-Familie, besonders auch an Karoline Schwollmann. |