Die Freiligraths hatten schöne Tage im Juni mit ihrem Sohn Otto Freiligrath und der Schwester Gisbertine Freiligrath am Bodensee. Jetzt nach Kriegsausbruch ist aber plötzlich die ganze Welt in Frage gestellt, die Existenz der Völker, Staaten und auch der einzelnen Menschen. Überall ist jetzt Schwüle und Beklommenheit, Angst und Sorge spürbar, aber auch das erhebende Gefühl, daß Deutschland eins und einig ist und den frechen Feind in die Schranken weisen kann. Da sich Wolfgang Freiligrath dem am 10. Juli nach England zurückkehrenden Otto Freiligrath angeschlossen hat, sind nun alle Kinder F. F.'s in Sicherheit ebenso wie Gisbertine Freiligrath in dem hoffentlich neutral bleibenden Österreich. Für Stuttgart besteht allerdings die große Gefahr, daß die Franzosen ('die Hunde') zumindest vorübergehend hier einmarschieren könnten. Für Westphalen rechnet F. F. aber weniger mit einer französichen Besetzung, aber schon eventuelle Truppeneinquartierungen würden viele Unannehmlichkeiten mit sich bringen. Detschland muß und wird aber siegen. F. F. hatte eine schöne Begegnung mit einem vor 23 Jahren aus Soest nach Amerika ausgewanderten Sattler, der nun mit seiner Familie zurückgekehrt ist, um sich vielleicht wieder in Deutschland anzusiedeln und der ihm eine Photographie für Onkel Moritz Schwollmann übergeben hat. Grüße auch an die Schwollman-Familie und besonders Karoline Schwollmann. |