nr. 348

Grunddaten

Adressat Heuberger, Hans Karl
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer348
Schreibdatum1845-6-27
SchreibortMeyenberg [b. Rapperschwyl]
Empfangsort[St. Goar]
Incipit
Meyenberg, 27. Juni 1845. Den besten Dank, lieber Freund, für Ihre letzten beiden Briefe, wie für die Glückwünsche zu meinem eigenen und zum bevorstehenden Geburtstage meines ersten Kindes, welche Sie mir in so herzlicher Weise darbrachten.
StandortKoblenz
Institution Rheinische Landesbibliothek
Drucke(1) Buchner II, S. 164f.; (2) Heichen I (1907), S. 114f.; (3) Drews (1948), S. 74-77

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Drucke: (1) unvollst. (Abs. 2, 1.-2. Satz fehlen; 4. Satz, Teilsatz in Klammer fehlt; 7. Satz, 31. Wort fehlt; Abs. 4-5 fehlen; Abs. 6, 5.-12. Satz fehlen; Abs. 7-8 u. Schlußformel fehlen); (2) unvollst. (Nur Auszug: Abs. 1, 8.-13. Satz; fal
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFerdinand Freiligrath
SignaturK 92/64

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe13,2 x 22,0
Papiersortecremefarben (beige), fein-glatt
Erhaltunggut

Regest

Dank für den gewährten Aufschub der Schuldrückzahlungen F. F.'s an Karl Heuberger bis Ende des Jahres, obwohl F. F. eine längere Frist bis zum 30.06.1846 bei seiner angespannten finanziellen Situation noch lieber gewesen wäre. Genugtuung F. F.'s durch die Anerkennung Henry Wadsworth Longfellows für seine jüngste Entwicklung. F. F. hat seinen Geburtstag zurückgezogen nur mit dem Ehepaar Karoline und Wilhelm Schulz verbracht. F. F. wünscht sich ein Wiedersehen mit Heuberger, aber nicht in Preußen. Die anhaltenden Paßschwierigkeiten durch das Verhalten der preußischen Behörden sind gerade jetzt angesichts der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes, und nachdem er seine Bibliothek und andere Mobilien in Empfang nehmen konnte, sehr unangenehm. Hoffnung darauf, wenigstens als politischer Flüchtling anerkannt zu werden, wenn er schon keinen Heimatschein zur Verlängerung seines abgelaufenen Passes erhalten kann. Dazu muß er aber erst um einen neuen Paß bei der preußischen Botschaft in Bern nachsuchen. F. F. führt jetzt ein mehr zurückgezogenes Leben fern von den Radikaloppositionellen hier. F. F. hat kaum noch Kontakte nach Zürich, seit er in Meyenberg ist. Er wohnt auch nicht mit Karl Heinzen und Arnold Ruge zusammen, wie deutsche Zeitungen berichten. Selbstdiskreditierung der preußischen Regierung durch Ausweisungen jetzt wie im Falle Itzsteins und Friedrich Heckers. F. F. will sich aber um ihrer Freundschaft willen nicht länger auf einen politischen Disput mit Heuberger einlassen, obwohl ihm dessen Anwürfe in dieser Hinsicht genügend Stoff böten. Die Fertigstellung der englischen Lyrikanthologie in Übersetzungen wird von F. F. noch für diesen Herbst angekündigt. Ebenso gibt es Vorbereitungen zu einer überarbeiteten Auflage seiner früheren Übersetzungen von Gedichten Victor Hugos. Die 8. Auflage seines Bandes 'Gedichte' ist jetzt im Druck. F. F. hat viele Stoffe und Pläne für neue Dichtungen. Erkundigung nach der Familie Schücking nach der Geburt ihres Sohnes Lothar. Louise Gall-Schücking hat jetzt ihre Reisepläne nach Amerika aufgegeben. Henry Wadsworth Longfellow ist immer noch von einem starken Augenleiden befallen. Hermann Püttmann hat sich jetzt hier mit seiner großen Familie nur eine Viertelstunde von F. F.'s Haus entfernt niedergelassen, obwohl er wegen seiner Schriften doch kaum verfolgt werden dürfte. F. F. hält das für ein zur Schau getragenes Märtyrertum, zumal Püttmann schon im Januar in den Zeitungen verbreiten ließ, er wäre nach Belgien gegangen, obwohl er noch immer in Ruhe in Mannheim lebte. Püttmann ist nun ob seiner großen Familie in großen Nöten, da er kaum von seiner Art Literatur hier leben können wird.

Bemerkungen

S. 1 oben links von fremder Hand (wahrscheinich Karl Heuberger) mit brauner Tinte Vermerk: s. 2/7 45. Antw. 17/9 45.