nr. 3507

Grunddaten

Adressat Auerbach, Berthold Graf
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer3507
Schreibdatum1870-5-7
SchreibortStuttgart
Empfangsort[Würzburg]
Incipit
Stuttgart, 7. Mai 1870. Hochverehrter Herr Graf, Mit meinem aufrichtigsten Danke für Ihre beiden geneigten Zuschriften vom 27. März u. 6. Mai verbinde ich die angelegentliche Bitte, die so sehr verspätete Beantwortung der ersteren nachsichtsvoll entschuldigen zu wollen.
StandortSoest
Institution Stadtarchiv

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst.
ÜberlieferungsformHs.
BestandFerdinand Freiligrath
SignaturP 32.19

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn., 7 1/2 Sn. beschr. mit schwarzer Tinte
Größe13,8 x 21,8
Papiersorteweiß-gelblich, fein-glatt; enge Linienprägung (1 mm)
Erhaltunggut

Regest

F. F. versichert Graf, daß auch er von der traurigen Lage des gemeinsamen Freundes Ignaz Hub betroffen gemacht ist und er nun mit Graf gemeinsam über entsprechende Hilfsmöglichkeiten beraten möchte. Allerdings besteht kein internationaler Unterstützungsfonds für in Not geratene Schriftsteller, wie Graf glaubt. Sowohl der 'Royal Litarary Fun' als auch der 'Guild of Literature' unterstützen nur englische Schriftsteller oder sich um die Kultur Englands verdient gemacht habende Persönlichkeiten. F. F. verweist deshalb auf die Deutsche Schillerstiftung, die Hub auf Anregung Grafs zwar schon gelegentlich mit einzelnen Zahlungen geholfen hat, die man aber vielleicht auch zur Zahlung einer jährlichen Pension, wenn auch nur von 100,- Talern, bewegen könnte. Ein entsprechendes Gesuch Grafs würde F. F. auf jeden Fall mitunterzeichnen. Bis zu so einer Entscheidung schlägt F. F. als Überbrückungsmaßnahme eine Subskriptionssammlung durch Graf in vertrauten Bekanntenkreisen und bei Mäzenen vor. Auch F. F. wird hier gern seinen Beitrag leisten. Eine größere Spende zu geben, ist F. F. allerdings auch nach der großherzigen Nationaldotation für ihn nicht in der Lage, da er nach wie vor finanzielle Probleme vor allem durch die Ausstattung seiner sich gerade im Geschäftsleben etablierenden Söhne hat, und er dazu täglich mit Geldanfragen von allen Seiten überhäuft wird. Auch ist F. F. im Augenblick selbst schon mit zwei Geldsammelaktionen beschäftigt, eine davon für die Familie des im amerikanischen Exil zum Selbstmord getriebenen Malerfreund Karl Schlickum. F. F. will außerdem die eigentlich der Freiligrath-Dotation zustehenden Honorargelder für das 'Freiligrath-Album' von Christian Schad und Hub, die der Verlag Duncker & Humblot noch nicht gezahlt hat, wie ihm Hub berichtete, gern Hub zur Verfügung stellen. F. F. schlägt außerdem vor, Hub doch eine Anstellung als Bibliothekar, Kustos oder ähnliches zu verschaffen, was ihn nicht nur seiner Existenzsorgen enthöbe, sondern ihn auch wieder in die Stimmungslage versetzte, seine literarischen Arbeiten wieder aufnehmen zu können. Da Hub doch wahrscheinlich Freimaurer ist, wäre von daher doch vielleicht auch Hilfe möglich.