nr. 361

Grunddaten

Adressat Heinzen, Karl
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer361
Schreibdatum1846-9-18
SchreibortLondon
Empfangsort[Zürich]
Incipit
Clapton Pond, 18. Sept. 1846. Lieber Heinzen, Ich hätte Dir billig schon eher schreiben sollen, aber die Neuheit der hiesigen Zustände, mein Abstecher in das gelobte Land Holland u. vor allen Dingen die Schwierigkeiten, die ich wider Vermuthen bei meiner Ankunft hier vorfand, ließen mich bis jetzt nicht dazu kommen.
StandortAnn Arbor (USA)
Institution University of Michigan
Drucke(1) Buchner II, S. 187f.; (2) Thompson III (1957), S. 1-5; (3) Friesen (1998), S. 79-82

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Drucke u. Typoskript: (1) unvollst. (Nur Auszug: Abs. 1, 1.-6. Satz, 1. Teilsatz u. 8.-10. Satz;); (2) + (3) vollst.
ÜberlieferungsformHs.; Edition (1) + (3); Typoskript (2)
BestandHeinzen Papers

Zeugenbeschreibung

Umfang2 Bl., gef., 8 Sn. beschr. mit Tinte
Größe20,2 x 24,6

Regest

F. F. befindet sich jetzt noch in der Eingewöhnunsphase an die Zustände in England. Am 19. August hat er einen kleinen Abstecher nach Holland (Rotterdam) unternommen, um seine Frau und Tochter von dort abzuholen. Schwierigkeiten bei der Stellensuche nicht zuletzt wegen seines Flüchtlingsstatus hier in London. Beim Bankhaus Rothschild scheiterte sein Engagement schon vor vier Wochen, weil man dort meinte, auf Preußen Rücksicht nehmen zu müssen. F. F. fand die zugesagte Stelle in der Firma Cox Heisch & Co. hier schon besetzt, da man nicht glaubte, daß F. F. wirklich kommen würde. F. F. hat aber schon eine neue Anstellung in dem angesehenen, erstklassigen Handelshaus Friedrich Huth & Co. gefunden bei gleichem Gehalt, aber bessern Avancement-Aussichten. Im Augenblick ist F. F. also im Sicheren. Die Einbürgerung in England ist für das nächstes Jahr geplant. Hinweise für die vorgesehene Reise Karl Heinzens über England nach Amerika, was kostengünstiger wäre als eine Reise über Frankreich. Am billigsten wäre wohl die Überfahrt mit einem Segelschiff von Liverpool aus. F. F. hörte, daß auch schon erhebliche Summen für Heinzen, z. B. in Darmstadt und Köln, gesammelt worden sind. F. F. wohnt vorerst noch in einer möblierten Wohnung und hat erst für das nächste Jahr die Anmietung eines eigenen Häuschens geplant. F. F. auch mit Empfehlungen für einen etwaigen Parisaufenthalt Heinzens, wo er bei einer Art Kirchenältesten der deutschen Gemeinden, einem Freund Arnold Ruges, J. Baumbach, selbst gute Aufnahme gefunden hatte. F. F.'s Parisaufenthalt war mit zwei Tagen zu kurz, um z. B. nur die Aufträge Ruges an German Meurer und Adolf von Ribbentrop auszurichten. Der von Heinzen erwähnte Sturz hat London schon vor zwei Jahren verlassen. Die hiesige 'Deutsche Londoner Zeitung' hat Heinzens Traktat 'Unter 20 Bogen' ohne Namensnennung zu Leitartikeln verarbeitet, was einem bösartigen Plagiat gleicht. F. F. will diesbezüglich einen Leserbrief an die Redaktion schreiben. Heinzens Schrift, 'Opposition', hat F. F. mit Vergnügen gelesen und ist gespannt auf ihre Aufnahme in Deutschland. Wunsch auch nach Nachrichten über die Rezeption der 'Ca ira'-Gedichte F. F.'s und der anderen Broschüren Heinzens, da F. F. hier nur die 'Augsburger Allgemeine Zeitung' liest. Das 'Ca ira'-Bändchen ist hoffentlich von Heinrich Lang, dem Geschäftsführer des Herisauer Verlages 'Literarisches Institut', gut expediert worden. F. F.'s Frau, die Anfang Oktober wahrscheinlich erneut entbinden wird, geht es gut ebenso wie der kleinen Tochter Katharine Freiligrath. Grüße an die Freunde in Zürich, besonders an Ruge und Hermann Püttmann. Angabe von F. F.'s Adresse hier in Clapton Pond. Das Honorar für F. F.'s Beitrag in der 'Opposition' hat F. F. durch Ida Freiligrath erhalten, was aber nicht nötig gewesen wäre. Der Aufsatz von Wilhelm Schulz in der 'Augsburger Allgemeinen Zeitung' gegen Ruge ist von F. F. zur Kentnis genommen worden.

Bemerkungen

Aufnahme nach Kopie der O-Hs.