nr. 1663

Grunddaten

Adressat Mühl, Gustav
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer1663
Schreibdatum1845-2-[19-26]
SchreibortBrüssel
Empfangsort[Straßburg]
Incipit
Brüssel, Aschermittwoch 1845. Lieber Mühl! Den allerherzlichsten Dank für die liebevolle Gewährung meiner Bitte!
Letzter NachweisO-Hs. in Besitz von Frau Lehfeldt, Berlin (Tochter Gustav Mühls), siehe Hinweis in: Fittbogen (1926), S. 120
DruckeFittbogen (1926), S. 139f.

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitvollst. (?)
ÜberlieferungsformEdition

Ergänzungskommentar

Beilagen['Inlage' zur Postbeförderung (?)]

Regest

Entschuldigung F. F.'s für sein langes Schweigen seit Sommer 1842 bis eben jetzt, wo er Gustav Mühls Hilfe in Anspruch nehmen will. Seinen Vorsatz zu dem Brief an Mühl hat F. F. immer wieder verschoben, weil er auf Einladung Mühls, sich an einem elsässischen 'Neujahrsblatt' mit Gedichten zu beteiligen, nicht antworten konnte, da er durch die fortwährenden Besuche zu jener Zeit überhaupt nicht mehr zum Dichten kam und ihn dann der Streit mit Georg Herwegh ganz in Anspruch genommen hatte bis er ein zu schlechtes Gewissen hatte, um noch zu antworten. Dank für Mühls Mitteilungen über die Lebensbedingungen im Elsaß. F. F. ist aber jetzt eher einem Aufenthalt dort wieder abgeneigt, da er erleben mußte, wie etwa die Pariser Emigranten Arnold Ruge und Karl Marx auf Betreiben der preußischen Regierung aus Frankreich ausgewiesen worden sind, so daß er sich im Elsaß nicht sicher fühlen könnte. F. F. will aber wie seine Frau weg aus Belgien, wo kein geistiges Klima für sie herrscht. Deshalb wird F. F. Mitte März für einige Zeit nach Straßburg zu kommen, wahrscheinlich aber nur, um in die Schweiz weiterzureisen, wo man sich ein ruhiges Fleckchen zum Wohnen suchen will, ohne sich in die dortigen politischen Verhältnisse einzumischen, was zu einer Ausweisung führen könnte. Freude auf Wiedersehen mit dem wesensverwandten Mühl, auf dessen Schicksal, Leben und dichterische Entwicklung F. F. neugierig ist. Mitteilung, daß Levin Schücking seit eineinhalb Jahren mit einer adligen Dame (Louise von Gall) verheiratet ist und in Augsburg an der 'Allgemeinen Zeitung' arbeitet. Beider Verhältnis hat sich erheblich abgekühlt seit F. F.'s offener politischer Wende. F. F. hält sich für eine demokratische und Schücking für eine aristokratische Natur und er kann nur hoffen, daß auch Schücking noch diesbezüglich die Wahrheit erkennen wird.