nr. 231

Grunddaten

Adressat Schücking, Christoph Bernhard L e v i n
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer231
Schreibdatum1842-2-3
SchreibortDarmstadt
Empfangsort[Meersburg]
Incipit
Dstdt. 3. Febr. 42. Theuerster Levin! Du hast Recht, daß ich ein Schlingel bin, und ein großartiger dazu!
StandortDetmold
Institution Lippische Landesbibliothek
DruckeBuchner I, S. 419f.

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Druck: unvollst. (Abs. 3, Zahl am Anfang fehlt; 1. Satz, 5.- 10. Wort fehlen; 2.-6. Satz fehlen; Abs. 4, 4.-6. Satz fehlen; Abs. 5, Zahl am Anfang fehlt; 2.-4. Satz fehlen; 10.-11. Satz fehlen; Abs. 6-13 fehlen; Abs. 14, 2., 4. u. 7. Satz fe
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFreiligrath Sammlung
SignaturFr. S. 352

Zeugenbeschreibung

Umfang4 Bl., 3 Bl. gef., 14. Sn., 13 1/2 Sn. beschr. mit brauner Tinte (S. 12 unten Nachschrift von Ida Freiligrath)
Größe17,0 x 21,0 (Bl. 1) + 13,4 x 22,0
Papiersorteweiß-grau, fest-glatt (Bl. 1) + weiß-gelblich, fein-glatt; S. 5, 9 u. 13 oben links Papierprägezeichen: achteckig, verziert, mit Krone u. Inschrift: BATH, Bl. 2 untere Blatthälfte mit Wasserzeichen: JW HATMAN LONDON
Erhaltunggut

Regest

F. F. hat eine Erklärung in 'Augsburger Allgemeiner Zeitung' wegen Scheiterns der 'Britannia' durch die Erbärmlichkeit ihrer Verleger zusammen mit Heinrich Künzel veröffentlicht. F. F. hat Levin Schückings 'Britannia'-Beiträge bereits an August Lewalds 'Europa' weitergegeben. Nur die treffliche Übersetzung der 'Sybillinischen Briefe' konnte er nicht unterbringen und rät Schücking so zu einer Separatveröffentlichung. Die Verleger der 'Britannia', Dennig, Finck & Comp. in Pforzheim, versuchen statt dessen nun eine Unterhaltungszeitschrift zu etablieren mit einen untauglichen Konzept des Prosaisten Laurian Moris, das zum Scheitern verurteilt sein wird. F. F. will sich so schnell nicht wieder in die Abhängigkeit einer Journalredktion begeben. Jetzt viel eigene Dichtungen und Übersetzungen der Felicia Hemans. Hoffnung auf eine baldige sichere bürgerliche Existenz. Über Schückings Domschrift wird F. F. bis Mitte des Monats eine Anzeige in der 'Kölnischen Zeitung' etabliert haben, da es eine Schande ist, daß das Blatt bisher nicht darüber berichtet hat, auch nicht Wilhelm Smets in seinen gestrigen Domartikel. Das Domprojekt ist jetzt wirklich gut im Laufen. F. F. hat in seinem jüngst im 'Morgenblatt für gebildete Leser' veröffentlichten und Karl Simrock gewidmeten Gedicht 'Eine Rheinsage' auch schon des Gegenstandes gedacht und sich jetzt noch einmal mit einem Gedicht, das schon in der Unkeler Zeit konzipiert war, 'Auch eine Rheinsage', erneut mit dem Gegenstand auseinandergesetzt. F. F. konnte wegen Mangels an ausreichenden Belegexemplaren Schücking leider nur ein Exemplar seiner 4. Auflage der 'Gedichte' zukommen lassen, verspricht aber noch einige bei Erscheinen der 5. Auflage in diesem Frühjahr nachzuliefern. Zerwürfnis mit Friedrich Wilhelm Dralle wegen dessen Plagiten von F. F.'s Übersetzungen der Oden Victor Hugos. Dringende Bitte um den Aufsatz von Schücking für das Immermann-Gedenkbuch, dessen Manuskript der Verleger Adolph Krabbe nur geschlossen entgegen nehmen will. 'Die Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters' sind von Franz Dingelstedt und enthalten neben viel Schönem auch viel Ordinäres und Schmutziges. Insgesamt sind die Gedichte sehr auf den äußeren Effekt gestellt, der jetzt mit dem Aufgreifen von aktuellen Tagesereignissen notwendig ist, um erfolgreich zu sein. Dingelstedt besitzt großes poetisches Talent, ist aber gesinnungslos. Fast kein literarisches Leben von Bedeutung hier in Darmstadt mit Ausnahme des Salons der Louise von Ploennies, wo Eduard Duller der besondere Günstling ist. Dullers Zeitschrift 'Vaterland' ist nur ein unbedeutendes regionales Pfennigmagazin, für Gebildete zu viel und für das Volk zu wenig. August Schnezler gibt hier noch ein Lokalblatt heraus, den 'Gutenberg', der aber ein höheres Niveau hat. Duller ist F. F. zu scheinheilig und unaufrichtig. F. F. berichtet von günstigen Rezensionen zu Schückings Dombuch. Mary Howitt, zur Zeit mit ihrem Mann William Howitt in Heidelberg, hat das Gedicht F. F.'s 'Der Sheik vom Sinai' und noch ein anderes vortrefflich ins Englische übersetzt und in ihrem Buch 'Drawing Room Scrap-Book' veröffentlicht. Im letzten Herbst waren noch viele Besucher bei F. F. hier in Darmstadt, so u. a. Clemens von Brentano, Franz Dingelstedt, Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern, Louise Christiane Grabbe, Lorenz Diefenbach, die Gattin von Karl Gutzkow und Moritz Carriére. Jetzt hat er eher wieder ein ruhiges und einförmiges Leben. Enge Beziehungen hier zu Karl Buchner, der aber Schücking nie wird ersetzen können. Bekanntschaft mit Louise von Gall, die sehr geistreich, liebenswürdig und schön ist und die auch Schücking unbedingt kennenlernen muß. Das Immermann-Gedenkbuch ist immer noch nicht gedruckt, da noch die Beiträge von Adolph Stahr und Theodor von Kobbe sowie die Auszüge aus dem Nachlaß von Marianne Immermann fehlen. F. F. hat auf die Hälfte des Gesamthonorars für das Immermann-Buch, 100,- Taler, als Schadensersatz für die verspätete Lieferung verzichtet, so daß F. F. nun die Mitarbeiter aus eigener Tasche bezahlen muß, was er aber nicht vor Mitte des Jahres tun können wird. F. F. hofft, daß trotzdem keiner seinen Beitrag zurückzieht, auch Schücking nicht. F. F. bittet in dieser Angelegenheit immer gesondert zu schreiben, damit seine Frau nichts davon erfährt.

Bemerkungen

S. 12 unten Nachschrift von Ida Freiligrath mit brauner Tinte