nr. 3155

Grunddaten

Adressat Freiligrath, Gisbertine Freiligrath, Karoline Freiligrath, Klara Wilhelmine
Dokumenten-TypBrief (Fragment)
Brief-Nummer3155
Schreibdatum1860-5-14
SchreibortLondon
Datumsstempel1860-5-14
OrtsstempelLondon
Empfangsdatum1860-5-16
EmpfangsortSoest
Incipit
14. Mai 1860. Liebe Mutter u. liebe Schwestern, Eure letzten lieben u. ausführlichen Briefe, die wir mit großer Freude u. herzlichem Danke empfangen haben, würden längst beantwortet sein, wenn wir nicht seit damals eine böse Zeit durchgemacht hätten, u. zum Theil noch durchmachen.
StandortWeimar
Institution Goethe- und Schiller-Archiv

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
Vollständigkeitunvollst. (S. 11/12, 4 Fünftel der oberen Seitenhälfte abgeschn.)
ÜberlieferungsformHs.
BestandFerdinand Freiligrath
Signatur17/V, 7a, 1

Zeugenbeschreibung

Umfang4 Bl., 3 Bl., gef., 14 Sn. beschr. mit brauner Tinte; Briefumschlag mit Adresse (Klara Wilhelmine Freiligrath), 3 Poststempeln u. ausgeschn. Briefmarke
Größe13,1 x 21,2
Papiersortegrau, fest-pergamenten; Bl. 1 u. 2 auf unterer Blatthälfte Wasserzeichen: JW HATMAN 1860, Bl. 3 auf unterer Blatthälfte Teile eines Waserzeichens: JW H 1860, Bl. 4 auf oberer Blatthälfte Teile eines Wasserzeichens: ATMAN 60, Firmenpapier, S. 1, S. 5 u. S.
Erhaltungbeschädigt; S. 11/12, 4 Fünftel der oberen Seitenhälfte abgeschn.

Regest

F. F. erholt sich langsam von einer schweren Grippe und die Kinder sind von den Röteln gesundet. Nur Katharine Freiligrath hatte es so schwer getroffen, daß man Angst um sie hatte. F. F. teilt unter Verschwiegenheit mit, daß die Londoner Filiale der Banque Général Suisse etwa Ende September geschlossen werden soll, F. F. aber als Büroleiter an den Hauptsitz nach Genf wechseln soll. Ihm ist ein gutes Gehalt und eine Entschädigungssumme für den notwendigen Umzug versprochen worden. F. F. und seine Frau möchten London trotz aller Schwierigkeiten in dem nicht allzu gastlichen Lande aber eigentlich nicht verlassen, zumal eine Übersiedlung nach Genf auch aus politischen Gründen nicht sehr verlockend ist, schon allein wegen der Nähe zu der unberechenbaren Großmacht Frankreich, aber auch wegen der unsicheren politischen Großwetterlage auf dem Kontinent überhaupt. Andererseits ist die Aussicht, hier wieder lange nach einer vergleichbaren Anstellung suchen zu müssen, auch nicht sehr verlockend. Und in der Schweiz würde man sehr schön und billiger wohnen können und hätte sehr gute Bildungseinrichtungen für die Kinder, die dann das Französische von ganz allein lernen würden. F. F. hat dem vorab anfragenden Verwaltungsrat der Bank in dieser Sache erst einmal zugesagt. Die ofizielle Berufung steht freilich noch aus, so daß F. F. um Stillschweigen bittet. F. F. wird nun über Lyon und Paris nach Genf reisen, Ida mit den Kindern über Deutschland, nicht zuletzt auch um die Soester, Weimarer und Görlitzer Verwandten wiederzusehen. F. F. hat Luise Lohrmann in Kettwig zum Lebensunterhalt 40,- Taler jährliche Unterstützung zugesichert und wäre bereit, die Summe wenn nötig sogar noch um 10,- bis 15,- Taler aufzustocken, um Luise vor allem auch aus ihrer psychischen Notsituation herauszuholen. F. F. hat ein Gedicht von Alfred Tennyson übersetzt. F. F. hatte heute einen Besuch des sich auf der Durchreise befindlichen Friedrich Gerstäcker. Mitteilung, daß Gottfried Kinkel wieder geheiratet hat. Teilnahme der Freiligraths an der Hochzeit.