nr. 355

Grunddaten

Adressat Buchner, Karl
Dokumenten-TypBrief
Brief-Nummer355
Schreibdatum1846-2-[12-16]
SchreibortZürich
Empfangsort[Darmstadt]
Incipit
Zürich 12./16. Febr. 1846. Herzlieber Freund und Gevatter! Zuvörderst meine allerbesten Glückwünsche zu Ihrem heutigen Geburtstage!
StandortWeimar
Institution Goethe- und Schiller-Archiv
DruckeBuchner II, S. 171-173

Art- und Formuntersatz

DokumentformO-Hs.
VollständigkeitHs.: vollst.; Druck: unvollst. (Abs. 2 fehlt; Abs. 3, 3.-6. Satz fehlen; Abs. 7 fehlt; Abs. 9-10 fehlen; Abs. 12-13 u. Schlußformel fehlen)
ÜberlieferungsformHs.; Edition
BestandFreiligrath Ferdinand
Signatur17/Vi, 13,g

Zeugenbeschreibung

Umfang4 Bl., 3 Bl. gef., 14. Sn. beschr. mit brauner Tinte
Größe13,1 x 20,3
Papiersorteweiß-grau, fein-glatt
Erhaltunggut

Ergänzungskommentar

Beilagen[Heft zur Pestalozzi-Feier in der Schweiz]

Regest

Bericht über eine langwierige Krankheit der Schwägerin F. F.'s und beste Genesungswünsche für Karl Buchners Sohn. Die Eskalation der Streitigkeiten unter den Flüchtlingen in Zürich ist als eine atheistisch-deistische Malice vor allem durch Adolph Ludwig Follens Schuld in die Öffentlichkeit gekommen. Beteiligte daran sind Wilhelm Schulz, Arnold Ruge und Karl Heinzen, über die in den Zeitungen schon Karikaturen und Spottverse kursieren. Die Deutschenfeindlichkeit ist durch diesen blamablen Streit hier weiter geschürt worden ebenso wie die konservativen Kräfte in der Schweiz dadurch gestärkt wurden. F. F. selbst versucht, in dem Streit Neutralität zu wahren, befürchtet aber einen großen Ansehensverlust und vielleicht sogar die Selbstvernichtung der oppositionellen Bewegung hier. Die engsten Beziehungen hat F. F. immer noch zu Schulz. Ansonsten kommt es aber mehr und mehr zu einem Rückzug von den anderen Kombattanten. F. F. will sich wieder mehr auf seine Dichtung konzentrieren. F. F. korrigiert Buchners Artikel über die Züricher Angelegenheiten im 'Vaterland' dahingehend, daß Heinzen und Ruge keine Sozialisten oder Kommunisten seien, sondern atheistische Republikaner. Sie haben mit dem Kommunismus gebrochen und stehen Karl Marx oder Karl Grün sogar feindlich gegenüber. F. F. bedauert diese doktrinären Spaltungen, ob derer sich der Absolutismus doch nur freuen kann. Die Zerrissenheit in der Bewegung ist jetzt so stark wie noch nie. F. F. befürchtet wegen seiner Darstellung Angriffe Ruges und Heinzens auf Buchner. F. F. ist auch kein Kommunist, aber doch ein Sympathisant dieser zukunftsträchtigen Bewegung. Auch Buchner sollte als Journalmann vor der sozialen Frage und den sozialistischen Versuchen sie zu lösen, wie man sie etwa bei Hermann Püttmann finden kann, nicht die Augen verschließen. F. F. jetzt mit ruhigem Fortschreiten in seiner Dichtung. Er sieht sich aber auch mit einigen Mißlichkeiten konfrontiert, da in der 'Elberfelder Zeitung' vom 10. Februar ein verleumderischer und denunzierender Artikel über seine Beziehungen zu dem St. Goarer Landrates Karl Heuberger erschienen ist, der Heuberger in seiner Stellung gefährdet und F. F. beleidigt hat. Deshalb hat F. F. eine Gegendarstellung an verschiedene Zeitungen gegeben. Übersendung enes Büchleins zur hiesigen Feier des 100. Geburtstages von Johann Heinrich Pestalozzi, das schon 20000 Mal verkauft werden konnte und nun eine 2. Auflage erfahren wird.

Bemerkungen

S. 1 links oben mit schwarzer Tinte von fremder Hand (wahrscheinlich Karl Buchner) Vermerk: beantwortet am 5. Mai 1846.